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Windstromtrasse SüdLink am Brelinger Berg?

Vermissen Transparenz bei Netzbetreiber Tennet: Bürgermeister Helge Zychlinski und die Fraktionsvorsitzenden von SPD, CDU und Grünen  Rebecca Schamber, Rudi Ringe und Ingemar Becker (v.l.). Foto: S. Littkemann
Vermissen Transparenz bei Netzbetreiber Tennet: Bürgermeister Helge Zychlinski und die Fraktionsvorsitzenden von SPD, CDU und Grünen Rebecca Schamber, Rudi Ringe und Ingemar Becker (v.l.). Foto: S. Littkemann

Wedemark (lit). Das Verfahren zur Trassenfindung für die als SuedLink bezeichnete Fernstromleitung Wilster-Grafenheinfeld hat nach Einschätzung von Bürgermeister Helge Zychlinksi eine überraschende und für die Wedemark möglicherweise fatale Wendung genommen. Vom Netzbetreiber Tennet sei nun eine Trassenvariante ins Spiel gebracht worden, die die Wedemark in ihren bislang unverbauten und naturnahen Räumen und Landschaftsschutzgebieten komplett zerschneide, erklärte der Verwaltungschef am vergangenen Donnerstag vor der Presse. „Der Alternativvorschlag 91 entbehrt jeglicher Vernunft“, kritisierte Zychlinksi und kündigte an, diese Variante mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln zu bekämpfen. Unterstützung für diesen Kurs erhielt Zychlinski dabei von den anderen Fraktionen im Rat, deren Fraktionsspitzen Rudi Ringe (CDU), Rebecca Schamber (SPD) und Ingemar Becker (Grüne) ebenfalls zum Pressegespräch erschienen waren und ihren Unmut über das Vorgehen von Tennet äußerten. „Bis heute gibt es kein offizielles Statement von Tennet zu dieser Trassenvariante“, empörte sich der Bürgermeister, und auch über die zwei weiteren Alternativrouten, die die Wedemark tangierten (Nr. 090 und Nr. 092), sei die Verwaltung bislang nicht informiert worden. „Wir haben davon nur über die Presse erfahren“, schimpfte Schamber und mahnte deutlich mehr Transparenz für das Verfahren an. „Die Kommunen müssen rechtzeitig informiert werden!“ Für Politik und Verwaltung sei überhaupt nicht nachvollziehbar, wie die Alternativ-Trassenvarianten zustande gekommen seien und ihren Weg auf die Internetseite des Unternehmens gefunden hätten. „Im Ergebnis steht jedenfalls fest, dass die Wedemark gleich durch drei Alternativtrassen stark betroffen ist, und eine davon ist eine regelrechte Katastrophe für uns“, sagte Zychlinksi. Die Trasse Nr. 091 führe von Norden kommend an Duden-Rodenbostel und Ibsingen vorbei quer über den Brelinger Berg, ziehe dann dicht an Resse vorbei und knicke bei Osterwald nach Garbsen ab. „Die Trasse durchzieht auf Wedemärker Gebiet über große Strecken wertvolle Schutzgebiete wie das EU Life-Projekt „Hannoversche Moorgeest“ und Landschaftsschutzgebiete, beeinträchtigt Naherholungsräume wie den Brelinger Berg und Siedlungsbereiche, zum Beispiel bei Resse“, monierte der Bürgermeister. „Diese Route ist ein Frontalangriff auf die Gemeinde und ihre Bevölkerung!“ Ingemar Becker verwies auf eine pikante historische Parallele „Die Trasse 091 ist fast deckungsgleich mit einer bereits 1928 geplanten Reichsautobahn“, wusste Becker. Deren Bau sei zwar an manchen Stellen begonnen, aber kurz nach Kriegsbeginn endgültig aufgegeben worden. „Das nenne ich einen Trassenwitz der Geschichte!“ Als etwas weniger problematisch schätzten die Politiker die beiden anderen von Tennet aufgeführten Alternativ-Trassenvarianten in der Wedemark ein, die entlang der A 7 führen sollen: Trasse Nr. 090 westlich, Trasse Nr. 092 östlich der Autobahn. Aber auch hier gebe es wegen erheblicher Beeinträchtigungen etwa im Bereich des Naherholungs- und Schutzgebietes Fuhrberger Feld und in Siedlungs- und Gewerbebereichen bei Gailhof, Meitze und Berkhof noch großen Diskussionsbedarf. „Tennet hat Dialog und Transparenz versprochen, aber das Gegenteil findet statt“, kritisierte Zychlinki den privaten Netzbetreiber heftig. Mit diesem Vorgehen bringe das Unternehmen am Ende gar die Energiewende in Verruf. In einem mit allen Fraktionen abgestimmten Brief hat der Bürgermister nun der Firma Tennet die Position der Gemeinde dargelegt und Widerstand gegen die Trasse 091 angekündigt. Außerdem haben sich die Kommunen in der Region Hannover, die von der neuen Westführung der Windstromtrasse Suedlink betroffen sind, in einem Bündnis zusammengeschlossen, um eine gemeinsame Position zu erarbeiten. Bereits in dieser Woche soll ein erstes Treffen unter Leitung der Stadt Garbsen stattfinden, kündigte Zychlinski an. Einsicht in die Verläufe der Alternativtrassen Nr. 090 bis 092 erhält man auf der Homepage der Firma Tennet unter: http://suedlink.tennet.eu/trassenkorridore/ergebnisse-projektdialog.html

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