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Schwibbogen-Hobby zur Perfektion gebracht

Wolfgang Lorentz (re.) hier im Gespräch mit Oliver Vollmering vom Fernsesehsender SAT.1 regional.
Wolfgang Lorentz (re.) hier im Gespräch mit Oliver Vollmering vom Fernsesehsender SAT.1 regional.

Wennebostel (jo). Die ersten Weihnachtsbeleuchtungen auf Privatgrundstücken sind bereits installiert – und ein untrügliches Zeichen, dass die Vorweihnachtszeit langsam beginnt. Ganz anders bei der Familie Lorentz in Wennebostel. Hier ist Weihnachten fast das ganze Jahr über Thema. Heike Lemke-Lorentz und ihr Mann Wolfgang Lorentz arbeiten dann an ihrem gemeinsamen Hobby, dem Bau von traditionellen Schwibbögen. Und das nicht nur mit einfachen Motiven, sondern technisch und handwerklich bis zur höchsten Präzision ausgereift. Vor zwei Jahren waren Proben dieser filigranen Arbeiten im Rahmen der Weihnachtsausstellung im Heimatmuseum in Bissendorf zu bestaunen, im vergangenen Jahr zeigte das Paar seine Werke im Ursprungsland der Schwibbögen, in Stollberg im Erzgebirge und begeisterte dort das sachkundige Publikum. Damals der Kommentar von Lorentz: „Das war für uns der Ritterschlag“. Und nun hat das Ehepaar neben zahlreichen neuen Bögen, die ganze Geschichten zu erzählen vermögen, in diesem Jahr auch eine ganz besondere Arbeit fertiggestellt: Eine Kopie des ältesten, bekannten Bogens überhaupt. Er wird auf das Jahr 1740 datiert, ist aus Gußeisen gefertigt und steht in Dresden Museum für Sächsische Volkskunst in einer Vitrine. Bei einem Besuch eben dieses Museums sind Heike und Wolfgang Lorentz auf den „Ur-Bogen“ aufmerksam geworden und haben ihn fotografiert. Das war der Startschuss für die besondere Arbeit. Heike Lemke-Lorentz setzte sich an ihren Zeichentisch und fertige maßstabsgetreue Zeichnungen zum Übertragen auf Holz an. „Das ist mein Part bei der Herstellung unserer Schwibbögen“, erzählte sie jetzt. Und das nicht nur gegenüber dem wedeMAGAZIN, sondern auch den Mitarbeitern des Fernsehsender SAT.1 regional. Denn das ungewöhnliche Hobby des Paares hat auch dort die Aufmerksamkeit geweckt. Das Filmteam hat in Wennebostel Station gemacht und einen Beitrag für die Sendung SAT.1 regional (täglich um 17.30 Uhr) gedreht, der im Laufe des Advents über den Sender gehen soll. Der genaue Sendetermin steht noch nicht fest, wird aber rechtzeitig bekannt gegeben. Nicht zuletzt deshalb war an diesem Tag das Wohnzimmer der Familie mit zahlreichen Schwibbögen dekoriert: „Insgesamt sind es jetzt 93 Bögen“, zählten sie auf: „Wir stellen sie aber alle nur für uns selbst her und freuen uns immer wieder daran“, stellte Lorentz fest: „verkauft wird nichts“. Und so wandern die Bögen nun zu unterschiedlichen Ausstellungen, was mit großem Aufwand verbunden ist. Denn jeder einzelne Bogen muss entsprechend verpackt und vorbereitet werden, teilweise sind derartig filigrane Elemente dabei, die sonst leicht zu Bruch gehen könnten. Aktuell steht die Ausstellung im Museum auf dem Burghof in Springe (siehe Kasten links) im Terminkalender. Dass sie jetzt auch ganz offiziell die Kopie des ältesten Bogens öffentlich zeigen können, freut sie ganz besonders. Eine entsprechende Genehmigung des Museums hat dies möglich gemacht. „Das ist eine besondere Anerkennung, dass uns die Kopie gut gelungen ist“, stellte Lorentz bescheiden fest. Dabei war diese Arbeit sicher eine ganz spezielle Herausforderung: Das Original besteht wie erwähnt aus Gusseisen, er hat aber alles aus Holz nachgebaut. Auf den ersten Blick ist dies für den Betrachter kaum zu erkennen, mit schwarzer Farbe und sogar den Verbiegungen des Metalls ist eine perfekte Illusion entstanden. Die Begeisterung für die Schnitzereien aus dem Erzgebirge stammt von Heike Lemke-Lorentz. Mit Erfolg konnte sie vor gut 15 Jahren auch ihren Mann damit anstecken. Spätestens als er ihr zum Gefallen den ersten Schwibbogen gebaut hat, war es um ihn geschehen. Immer weiter hat er seine Technik und handwerkliche Geschicklichkeit ausgebaut. Unter anderem ist in diesem Jahr auch ein Bogen entstanden, der im oberen Teil die Schöpfung mit dem Paradies dar gestellt, der Sockel zeigt das Leben Jesus bis zur Kreuzigung. Und noch etwas gibt es im Hause Lorentz zu sehen: eine Sammlung original erzgebirgischer Räuchermännchen. Sie stehen in Vitrinen und Heike Lemke-Lorentz nennt den Raum ihr privates Museum. Vom 27. November bis zum 8. Januar 2017 werden Arbeiten von Heike Lemke-Lorentz und Wolfgang Lorentz im Museum auf dem Burghof in Springe gezeigt. Rund 80 Bögen werden dort zu sehen sein. Anschrift des Museums: Auf dem Burghof 1 A, 31832 Springe, www.museum-springe.de. Öffnungszeiten: Mittwoch und Donnerstag 10.30 bis 16 Uhr, Sonntag 10.30 bis 16 Uhr, sonst nach Vereinbarung.

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