Geschichte Wennebostels als Buch – Historische Daten auf 976 Seiten

Wedemark (jo). Nun hat auch Wedemarks Ortsteil Wennebostel die Geschichten seiner Höfe – und damit auch seines Dorfes – in gebundener Buchform: Das in historischer Detektivarbeit erfahrene Team mit Dr. Hellmuth Hahn aus Bissendorf an der Spitze stellte am vergangenen Freitag die beiden Unikat-Exemplare Wennebostel Band I und Band II in Evensen vor. Dort lebt und arbeitet Friedrich Lüddecke, der sämtliche gesammelten Daten formatierte, die dazugehörigen Bilder einscannte und bearbeitete. Herausgekommen sind insgesamt 976 Seiten auf denen Interessierte mehr als nur die Geschichte der einzelnen, nach Brandkassennummern sortierten Höfe des Dorfes erfahren: Viel ist auch über die Geschichten und Entwicklungen der Familien zu erfahren. Wie waren die Ackerflächen um das Dorf verteilt, wer betrieb einen Vollmeierhof, wer einen Viertelhof und wieviel Himpten war er wert. All‘ diese Dinge mit den dazugehörigen Erklärungen sind akribisch aufgelistet und nachzuvollziehen. Einmal mehr hat Dr. Hellmuth Hahn damit Daten für die Nachwelt erhalten, die ohne seine Arbeit vielleicht irgendwann einfach in Vergessenheit geraten würden. Unterstützung bei der Sammlung von Namen, Daten, Fotos und auch Geschichten gab es von Friedrich Thümmler, der heute in Bissendorf lebt. Thümmler ist als Sohn eines Hufschmiedes in Wennebostel aufgewachsen und er übernahm die Aufgabe, mit vielen Wennebostelern ganz persönlich zu sprechen, nach Fotos aus vergangener Zeit zu fragen und Kontakte herzustellen. Als Kind hat er oft seinem Vater bei der Arbeit über die Schulter geschaut und kennt daher noch heute viele damalige Kunden. Aus seiner Sammlung stammt ein Foto mit besonderer Geschichte: Ein Pferd ist darauf zu sehen, das ein Schild um den Hals trägt: „Ich will wieder nach Wennebostel“ ist darauf zu lesen. Thümmlers Vater hat es gemacht, als er während des Frankreich Feldzuges im Zweiten Weltkrieg zufällig das Pferd wieder erkannte. Schon 1971 hatte Dr. Hahn begonnen, Material für die Höfegeschichte zu sammeln: „Damals habe ich noch in Bissendorf als Arzt praktiziert“, erzählte der heute 88-jährige Historiker, „deshalb habe ich erst 1994 weiter machen können“. Unzählige Stunden hat er unter anderem im Hauptstaatsarchiv verbracht und auch die Tauf-, Sterbe- und Traubücher der Kirche Bissendorf abgeglichen: „Es hat natürlich geholfen, dass ein Großteil davon schon ergänzt und korrigiert werden konnte, als wir die Bücher für Bissendorf geschrieben haben. Wennebostel gehörte damals schon zur Kirche in Wennebostel“. Zahlreiche Daten, die in den Kirchenbüchern fehlten, hat Hahn inzwischen ergänzen können und die Inhalte der Kirchenbücher komplett neu geschrieben und inzwischen auch digitalisiert: „Irgendwann hätte es sonst vielleicht niemanden mehr gegeben, der die vielen unterschiedlichen, alten Schriften hätte lesen können“. Wer sich nun das fertige Werk mit vielen interessanten Fotos von den Hofstellen und Familienereignissen betrachtet, wird feststellen, dass es zur Anfangszeit des Dorfes sechs Hofstellen gab. Eine der ältesten war das heutige Stammhaus der Firma Sennheiser. „Dort war lange eine Entbindungsstation für schwangere Adelige untergebracht. Deren Kinder wurden dann oft von Bauern aus der Umgebung aufgezogen“, erzählte Dr. Hahn eine der vielen Anekdoten. In Kürze sollen die Bücher öffentlich vorgestellt werden, dazu wird es Listen geben, in die sich Kaufinteressenten eintragen können. Und wie Dr. Hahn verriet, wird es in Zukunft noch mehr geschichtliches über Wennebostel geben: In einem weiteren Band werden dann die Historien der Feuerwehr, des Gesangvereins, der Schützen und anderer Vereine im Dorf aufgearbeitet.