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Sprachlerngruppen sind bereits ausgelastet

Neben der Lehrkraft kümmern sich auch Lernpaten wie Hartmut Gramann in der Konrad-Adenauer Schule um die individuellen Bedürfnisse der Schüler. Fotos: A. Eylitz
Neben der Lehrkraft kümmern sich auch Lernpaten wie Hartmut Gramann in der Konrad-Adenauer Schule um die individuellen Bedürfnisse der Schüler. Fotos: A. Eylitz

Mellendorf (ea). „Wie können sich Menschen begrüßen?“, ist die Frage, mit der Lehrkraft Maren Marchetti-Albanese die Stunde der Sprachlerngruppe beginnt. Sofort gehen die Finger nach oben und an der Tafel wird gesammelt: „Guten Morgen, Guten Tag, Guten Abend, Hallo“. Für die Schüler sind das die Anfänge des Lernens einer Sprache, in dessen Land sie ihre Zukunft verbringen werden. Seit Anfang September gibt es an der Konrad-Adenauer Schule in Mellendorf offiziell die Sprachlerngruppen für Schüler, die die deutsche Sprache weitestgehend von Grund auf neu lernen sollen. Und dass dieses Konzept ein voller Erfolg ist, zeigt die große Nachfrage: So hat die Schule inzwischen zwei Lerngruppen mit insgesamt 28 Schülern und 35 geförderten Stunden von der Landesschulbehörde pro Woche. Weitere Schüler können nicht mehr aufgenommen werden, da die angebotenen Plätze bereits alle vergeben sind. An vier Stunden pro Tag erhalten die beiden Gruppen, unter anderem mit Flüchtlingen aus Syrien, Afghanistan, Libanon, oder auch aus der Dominikanischen Republik die Chance, gemeinsam mit ehrenamtlichen Lernpaten und den Lehrkräften individuelle Anfänge in der deutschen Sprache zu finden. Jacky Penzhorn, eine Südafrikanerin aus Mellendorf, hilft an vorderster Stelle ehrenamtlich in der Schule. Sie hat sich die Worte von Albert Einstein „es gibt keine großen Entdeckungen und Fortschritte, solange es noch ein unglückliches Kind auf Erden gibt“ zum Lebensmotto gemacht. Zweimal die Woche kümmert sich die Englisch-Nachhilfelehrerin während der Schulstunden mit den anderen Lernpaten um besonders förderbedürftige Kinder. Die beiden Lehrkräfte Maren Marchetti-Albanese und Annett Allert unterrichten die Lerngruppen, die nach den vier Stunden wieder in den normalen Schulalltag zurückgelassen werden. „Wir haben hier die unterschiedlichsten Mentalitäten, individuelle Lerntempi und vor allem ein individuelles Leistungsvermögen und verschiedene Altersklassen in einer Lerngruppe zusammen, manche von ihnen gehen das erste Mal in ihrem Leben zur Schule“, so Annett Allert. „Trotzdem fallen die Schüler durch eine unglaubliche Willensstärke auf, sie wollen sich integrieren und die Sprache lernen und auch ihr Sozialverhalten ist toll“. Hartmut Gramann, 80 Jahre, ist seit einem Jahr Lernpate an der Konrad-Adenauer-Schule und auch er weiß, dass es sich hier um eine große Herausforderung für die Schüler handelt. „Manche Schüler benötigen ständige Betreuung und Hilfe, sie müssen viel sprechen aber vor allem auch den Sinn verstehen, denn wie erklärt man zum Beispiel, was ein Artikel ist und wieso wir mehrere haben?“. Wenn die Schüler die Grundkenntnisse beherrschen, werden sie durch die Lehrkräfte und den Schulleiter Wilfried Osing, auf weiterführende Schulen geschickt. Vier Schüler gehen bereits neben der aktuellen Lerngruppe auf das Gymnasium, drei weitere Schüler auf die Realschule, viele bleiben aber auch auf der Hauptschule und brauchen mehr Zeit, um sich zu integrieren. „Hier entstehen Freundschaften und ein Klassenverband, die Schüler verstehen sich als Einheit und finden ihren Platz. Man darf nicht vergessen, dass viele Kinder traumatische Erlebnisse hinter sich und nicht den üblichen Lebenslauf eines deutschen Kindes haben. Der Weg nach Deutschland hat manche von ihnen Jahre gekostet“, so Direktor Osing. Auf Unterstützung von außerhalb würde die Schule gerne zurückgreifen können, so dass in Notfallsituationen zum Beispiel ein Dolmetscher für Arabisch oder Kurdisch angerufen werden könnte, der bei Verständnisproblemen hilft.

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