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Was die SPD im Amtshaus Bissendorf entdeckte

Bau-Experte Kay Petersen (links) erklärt, warum der Dachstuhl marode ist. Walter Zychlinski, Jürgen Benk und Larbi Amerouz hören aufmerksam zu. Foto: J. Barmwoldt
Bau-Experte Kay Petersen (links) erklärt, warum der Dachstuhl marode ist. Walter Zychlinski, Jürgen Benk und Larbi Amerouz hören aufmerksam zu. Foto: J. Barmwoldt

Bissendorf (job). Welche Baufortschritte gibt es am historischen Amtshaus Bissendorf? Kay Petersen, Fachbereichsleiter Planen und Bauen bei der Gemeindeverwaltung Wedemark, hat am Donnerstagnachmittag führende Mitglieder der SPD-Wedemark darüber informiert. Die Gruppe besichtigte die Baustelle von außen und von innen. Aber war das wirklich alles, was die Kommunalpolitiker suchten und fanden? Eine Bemerkung von Jürgen Benk, dem Ersten Fraktionsvorsitzenden der SPD, ließ aufhorchen. Doch zunächst betonte er die historische Bedeutung des Amtshauses für die Wedemark. Laut Inschrift über der Haustür wurde das Fachwerkhaus im Jahre 1691 von Herzog Georg Wilhelm zu Braunschweig-Lüneburg als Jagdschloss erbaut. Kay Petersen bestätigte, dass es sich um ein hochwertiges Denkmal handele, dessen historische Substanz vermutlich sogar aus dem 16. Jahrhundert stamme. Er wies auf den etwas neueren Anbau rechts hin – die drei äußeren Fachwerksegmente. Eine Holzanalyse solle Klarheit über das tatsächliche Alter bringen, sagte Petersen. Auch die SPD plädiere für eine genaue Altersbestimmung des Amtshauses, sagte ihr Sprecher Reiner Fischer. Die Umbauphase sollte für die Altersbestimmung genutzt werden – mittels zwei Holzproben und dadurch, dass zumindest wichtige Teile des Kellergewölbes im heutigen Zustand erhalten blieben. Tatsächlich ist das Amtshaus inzwischen weitgehend entkernt. Im August werde das Dach abgetragen, sagte Kay Petersen, denn die Balken seien morsch und müssten durch neue ersetzt werden. Dann folge die Außen- und Innensanierung, erklärte Petersen. Die Südwestecke müsse neu aufgebaut werden, weil auch dort das Holz zu schlecht sei. Tatsächlich ist die aktuelle Sanierung nicht die erste größere Bauarbeit am Amtshaus. So berichtete Petersen von einer Fußbodensanierung in den Jahren 1936 bis 1938. Das Datum ließe sich anhand von Zeitungen ermitteln, die dort als Wärmedämm-Material aufgeschichtet worden seien. Ob da oben wohl noch ein Revoluzzer-Plakat hänge, wollte nun Jürgen Benk wissen. Denn oben im Amtshaus habe mal ein bekannter Kommunalpolitiker gewohnt. Und so drängte die Gruppe gespannt ins Amtshaus. Mit dabei waren neben Jürgen Benk auch Walter Zychlinski, stellvertretender SPD-Fraktionsvorsitzender, Larbi Amerouz vom Ortsrat Mellendorf, Michael Wilken vom Ausschuss Planen und Bauen und SPD-Sprecher Reiner Fischer. Was sahen sie im Amtshaus? Freigelegte Balken, Strohlehm- und Ziegelwände sowie verstaubte Flaschen und Weckgläser aus dem Jahre 1960, gefüllt zum Beispiel mit Stachelbeeren! Kay Petersen kündigte an, einzelne Balken müssten erneuert werden und auf die Wände kämen Holzwolleplatten, dieses natürliche Material sauge Feuchtigkeit auf. Außerdem seien, so sagte Petersen, ein neues Treppenhaus geplant und Vorbereitungen für einen Aufzug, der vielleicht später einmal eingebaut werde. Die beiden vorhandenen Keller sollen bleiben. Aber sie könnten nicht als Weinkeller genutzt werden, weil sie zu klein seien. Wenn die Sanierung beendet ist, werden im Erdgeschoss wieder das Standesamt und in den Obergeschossen Büro- und Wohnräume eingerichtet. Die Außenfassade werde in Grautönen getüncht, sagte Petersen. So sei es auch früher gewesen, das habe eine Restauratorin festgestellt. Im Gemeindehaushalt sind nach seinen Angaben zwei Millionen Euro für die Sanierung eingeplant. Hinzu kämen 150.000 Euro aus einem Förderprogramm. Die tatsächlichen Kosten lägen jetzt bei zwei Millionen und acht Tausend Euro, sagte Petersen. „Mit der Besichtigung bin ich außerordentlich zufrieden“, stellte Walter Zychlinski fest. Die Vorlage solch eines Projektes sei das eine, aber es live zu sehen, sei eine andere Geschichte. „Man trifft dann auf das eine oder andere, was zu erhalten wert ist“, sagte Zychlinski. Schade nur, dass Jürgen Benk im Amtshaus kein Revoluzzer-Plakat mehr fand.

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