Sport

Tropenhitze würzte Boule-Landesmeisterschaften

Bissendorf (job). Schweißtropfen perlten schon auf der Stirn, bevor die erste Metallkugel geworfen war: Bei bis zu 38 Grad im Schatten haben 119 Zweier-Teams aus ganz Niedersachsen am Samstag in Bissendorf um die Boule-Landesmeisterschaft gekämpft. Erst um 23.55 Uhr, nach 14 Stunden Spielzeit, standen die Gewinner fest: Gisela Hintzmann (SGF Bremen) und Jascha Buchner (TSV Krähenwinkel). Sie setzten sich in einem spannenden Finish mit 13:9 gegen Esther Zipperling und Oliver Hahlbohm (beide TSV Rethen) durch. „Wer heute hier ist, muss Boule begeistert sein“, sagte Detlef Koch von der Abteilung „Biss’n-Bouler“ im Turn-Club Bissendorf. Er ist auch Vizepräsident Sport des Niedersächsischen Pétanque-Verbands (Pétanque ist der vornehme Ausdruck für Boule). Denn von den gemeldeten 139 Teams kamen nur 88 ans Ziel. 20 Teams hatten wegen der Tropenhitze schon vor dem Start abgesagt, weitere 31 gaben im Laufe des Tages vorzeitig auf. Die Teams traten als „doublette mixte“ an, bestanden also jeweils aus einer Frau und einem Mann. Koch begrüßte die Wettkämpferinnen und Wettkämpfer bereits um 9.40 Uhr auf dem Sportgelände Am Mühlenberg – gemeinsam mit Bissendorfs Ortsbürgermeisterin Susanne Brakelmann. Sie wünschte „viel Spaß im schönsten Ort der Wedemark“. Dann zeigte sie den Teams, was sie außer Medaillen gewinnen konnten: zwei Flaschen französischen Rotweins für die beiden Endspiel-Teams und einen Präsentkorb mit Cidre, Rotwein, Birnensaft und französischem Bier. „Den hat unsere französische Partnergemeinde Roye gestiftet“, erklärte Brakelmann. Denn Boule (Pétanque) wurde vor gut 100 Jahren in Südfrankreich erfunden, heute ist es ein fester Bestandteil französischer Lebensart. „Pétanque kann man sogar mit allen möglichen Gebrechen spielen“, sagte Detlef Koch. Er selbst spiele Pétanque seit acht Jahren: „Als es mit dem Fußball nicht mehr ging.“ Pétanque könne in jedem Alter von Jederfrau und Jedermann betrieben werden. Das demonstrierten zum Beispiel auch Karin und Hans-Hermann Husmann aus Varel, die in Bissendorf als Team antraten. „Wir spielen Pétanque seit 17 Jahren, wir lernten es in Frankreich kennen“, sagte Karin Husmann. Das Turnier in Bissendorf verlangte von den Wettkämpferinnen und Wettkämpfern alle Wurfarten. Denn die drei Spielstätten mit insgesamt 73 Spielfeldern hatten unterschiedliche Bodenbeläge: Hier Rotasche, dort Splitt, und sogar Schotter, worauf besonders schwer zu spielen war. Die Finals wurden auf den Plätzen 1 bis 16, den Bissendorfer Original-Bouleplätzen entschieden. Wegen der Hitze verordneten die drei Schiedsrichter Hans Alves (60), Udo Bitterkleit (66) und Erik Zipperling (22) den Teams schon morgens eine so genannte Marscherleichterung: „Wir kontrollieren in den ersten vier Runden nicht, ob die Teams einheitliche Oberbekleidung tragen“, sagte Zipperling, der seit seinem neunten Lebensjahr Boule spielt. Kalte Getränke und warme Speisen gab es auf der Sonnenterrasse des SC-Wedemark-Heims, und Kaffeetrinker fanden Schatten unter Zeltpavillons. Übrigens: Die Region Hannover hat sich sowohl im ­Breitensport wie auch an der Spitze zu einem Zentrum des deutschen Boulesports entwickelt. Nähere Auskunft bei: „Biss’n Bouler“ im Turn-Club Bissendorf, www.turn-club- bissendorf.de/petanque.

Gemischte Zweier-Teams kämpften beim Pétanque-Turnier in Bissendorf um die Landesmeisterschaft – von 10 Uhr bis Mitternacht. Foto: J. Barmwoldt
Gemischte Zweier-Teams kämpften beim Pétanque-Turnier in Bissendorf um die Landesmeisterschaft – von 10 Uhr bis Mitternacht. Foto: J. Barmwoldt
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