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Experten einig: Erdkabel statt Strommasten für Südlink

Region (lit). Auf der vom Landkreis Kassel veranstalteten „Fachkonferenz Erdkabel” am 24. Februar waren sich die Experten nahezu einig: Eine Erdvollverkabelung der Höchstspannungs-Gleichstrom-Übertragungsleitung (HGÜ-Leitung) Südlink von Nord- nach Süddeutschland ist technisch machbar und kaum teurer als die bisher vorgesehene Freileitung. Mehr als 250 Besucherinnen und Besucher lauschten den Vorträgen ausgewiesener Experten aus Wissenschaft und Industrie, die neueste Erkenntnisse zu technischen und wirtschaftlichen Fragen beim Einsatz von Erdkabeln bei der Höchstspannungs-Übertragungstechnik präsentierten. Ihr Fazit: Die Kabellösung ist nicht so teuer wie immer wieder behauptet und sie schont Natur und Landschaft. Auch unter gesundheitlichen Aspekten scheint der Kabeleinsatz alternativlos zu sein. Dennoch kamen auch die Nachteile einer Erdverkabelung zur Sprache: „Die Verlegung von Erdkabeln ist zunächst ein erheblicher Eingriff in das natürliche System“, erklärte der Hameln-Pyrmonter Landrat Tjark Bartels und sei deshalb für bestimmte Gebiete wie Hochmoore auch nicht die Technik der Wahl. Im Betrieb aber seien Erdkabel unauffällig und stellten keinen Eingriff mehr dar. Anders bei Freileitungen: „Da hat man jedes Jahr, jede Minute, die die Masten dort stehen, erhebliche Auswirkungen auf Natur und Umwelt!“ Bartels nannte gesundheitliche Gefährdungen durch Ladungswolken und Magnetfelder oder permanenten Vogelschlag an den Freileitungen. „In der Gesamtbetrachtung ist die Eingriffsintensität bei der Erdverkabelung deutlich geringer!“ Bartels forderte die deutsche Wirtschaft auf, „über den Tellerrand zu blicken“ und die Chancen zu sehen, die mit einer Ausführung als Erdkabel verbunden seien. „Denn wir werden damit in Deutschland wieder Technologievorreiter und können Lösungen für andere Länder anbieten!“ Das Problem des Umbaus der Stromnetze gebe es schließlich überall auf der Welt“, machte Bartels klar. Beeindruckend sei die Demonstration dessen, was schon heute an platzsparender Verlegung möglich sei. „Sowohl in der Verlege-Technik als auch in der Kabeltechnologie hat es in den letzten Monaten riesige Fortschritte gegeben!“ Der Leiter des Energieforschungszentrums Niedersachsen, Prof. Dr. Ing. Hans-Peter Beck, brachte es so auf den Punkt: „Die Energiewende von morgen mit Technik von gestern? Das passt nicht zusammen.“ Der „Hamelner Kreis“ – so nennt sich nun der Zusammenschluss der 21 Landkreise entlang des Südlink-Trassenkorridors – sah sich mit den Resultaten der Fachtagung in seinem Widerstand gegen die bisherigen Planungen und in seiner Marschrichtung bestätigt. „Wir wollen nun in Berlin auf eine Umkehr der Gesetzeslage drängen: Anstatt der Freileitung soll die Erdverkabelung zur Regel werden, die Freileitung soll hingegen nur noch in Ausnahmefällen zur Anwendung kommen“, so lautet der gemeinsame Appell der Landräte in Richtung Bundeswirtschaftsministerium und Bundestag.

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