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Vergisst die Wedemark ihre Senioren?

Bürgermeister Helge Zychlinski musste sich dem Unmut der Senioren stellen. Foto: A. Eylitz
Bürgermeister Helge Zychlinski musste sich dem Unmut der Senioren stellen. Foto: A. Eylitz

Mellendorf (ea). In der letzten Woche standen die Frauen des DRK-Seniorentreffs vor dem „Haus am Sande“ in Mellendorf, um zu demonstrieren: Ohne Möbel und ohne einen Plan, wo sie weitere Treffen abhalten können, aber mit Plakaten auf denen zornige Texte standen: „Versprechen nicht gehalten“, „Kein Platz für Senioren“ oder auch „Rausschmiss von Senioren“. Die Ortsbürgermeisterin von Mellendorf, Christa Goldau, wurde als Unterstützung hinzugezogen und auch Bürgermeister Helge Zychlinski war anwesend, um die Situation zu erläutern. Seit Ende Mai sei es der Gemeinde bekannt, dass das Haus am Sande in einen Hort umgewandelt werden müsse, es handle sich um einen Kommunikationsfehler. „Hier ist etwas schief gelaufen. Wir wollen den Senioren der Gemeinde Wedemark keinerlei Würde oder Wichtigkeit absprechen, Menschen machen Fehler und die Gemeinde hat einen Fehler gemacht. Ich kann mich dafür nur entschuldigen, dass ist nicht die Form, wie die Gemeinde arbeiten möchte oder in Zukunft arbeiten wird“, so Zychlinski. Derzeit laufen Gespräche mit verschiedenen Organisationen zur Unterbringung der Senioren. So stehen zum Beispiel die Gemeinderäume evangelische oder auch katholischen Kirche in Mellendorf zur Auswahl und auch die Berthold-Otto-Schule wird in Betracht gezogen. Jedoch enthält jeder neue Standort auch eine Terminveränderung und auch in der evangelischen Kirche wird vom 15. September bis 10. Oktober der Gemeinschaftsraum umgebaut. Aber den Damen ist im Moment nur eines wichtig: möglichst schnell wieder ihre Treffen abhalten zu können und sich wieder als ernst genommenen Teil der Gemeinde zu fühlen. Zum Hintergrund: Seit August 2013 haben Familien einen Rechtsanspruch darauf, dass Kinder ab einem Alter von einem Jahr in einer Einrichtung oder in einer Tagespflege betreut werden. Dieser Beschluss führte zu dem starken Anstieg der Plätze, so haben sich diese in den vergangenen fünf Jahren laut der Region Hannover mehr als verdoppelt. Doch was zur Freude der Eltern und Kinder führt, schafft in der Wedemark für die älteren Generationen Probleme und Ärger: Ein Beispiel ist Herta Bleckert, 79 Jahre, mit ihren insgesamt 14 Rommé-Mitspielerinnen des DRK Seniorentreffs in Mellendorf. Seit rund 30 Jahren spielt diese Gruppe jeden Dienstag im Haus am Teich, im vergangenen Jahr wurden sie von der Gemeinde jedoch in das Haus am Sande umgesiedelt. Grund war der Ausbau des Gebäudes mit neuen Krippenplätzen für Kinder der Wedemark. Nun erfuhr die Gruppe kurzfristig, dass sie bis zum 1. August wieder aus dem Haus am Sande ausziehen müsse, denn auch dort sollen neue Krippenplätze geschaffen werden. Überraschend wurden jetzt sogar die gesamten Möbel aus den Räumen geschafft. Andere Ausweichmöglichkeiten haben die Frauen über 70 Jahre nun nicht mehr und der Ärger und die Enttäuschung in der eigenen Gemeinde hin- und hergeschoben zu werden steigt. Hinzu kommt, dass bei den Frauen die bereits bis über 90 Jahre alt sind, die Mobilität nachlässt und es immer schwieriger wird, größere Entfernungen zurückzulegen. Bis jetzt war die Gruppe mit den Standorten im Zentrum von Mellendorf sehr zufrieden, doch scheint das nun vorbei. Laut Bürgermeister Helge Zychlinski handelt es sich hier um eine Übergangslösung, momentan ist die Gemeinde auf der Suche nach einem geeigneten Platz für eine neue Krippe in Mellendorf. „Aus dem resultierenden Rechtsanspruch handelt es sich um eine Pflichtaufgabe der Gemeinde, wir riskieren sonst eine hohe Geldklage. Natürlich versuchen wir es jedem Recht zu machen, wir werden Frau Bleckert und ihre Gruppe nicht vergessen.“ Und auch der Plan eines Mehrgenerationenhauses sei laut Helge Zychlinski noch in Planung, jedoch müssen noch einige baurechtliche Schwierigkeiten geregelt werden.

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