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… und schon wieder wird das Klopapier zur Mangelware!

Wedemark (jo). Es ist und bleibt ein Phänomen – über das fast Jeder und Jede mit dem Kopf schüttelt, wenn das Thema angesprochen wird. Es geht um das Toilettenpapier, das schon bei der ersten Pandemie-Welle im Frühjahr zur Mangelware in den Supermarktregalen wurde. Und nun ist die zweite Corona-Welle da, das Phänomen wiederholt sich. Erneut ist es nicht immer erfolgversprechend, wenn man beim Einkauf die Abteilung mit den begehrten Rollen aus Zellulose ansteuert. Wer Pech hat und die letzte Lieferung des Tages verpasst hat, kann nun wieder vor gähnend leeren Regalböden stehen. Noch ein bisschen besser sieht es bei Küchenrollen aus, aber auch hier tun sich bereits wieder erste Lücken auf. Sicher, jeder Haushalt braucht Klopapier. Je nachdem wie groß die Familie ist, mehr oder weniger. Nebensächlich scheint mittlerweile die Frage der Qualität geworden zu sein, von einfachem Recyclingpapier bis hin zur super-soften Variante gilt offenbar bei vielen Konsumenten das Motto „Hauptsache Klopapier“. Spricht man Verbraucher im Markt an, warum sie gleich eine ganze Ladung davon in ihrem Einkaufswagen Richtung Kasse schieben, dann bekommt man entweder gar keine Antwort oder nur ziemlich knapp gehaltene: „Das ist unser normaler Familienvorrat“, „weil alle kaufen, habe ich Sorge, dass es keines gibt wenn ich es dringend brauche“, oder auch „das geht sie gar nichts an.“ Im engeren Bekanntenkreis angesprochen, sieht es anders aus. Da scheint die These, dass es doch totaler Blödsinn sei, zu überwiegen. „Nein“, heißt es da, „wir machen da nicht mit.“ Aber ob das immer so stimmt oder man sich nur nicht selbst als Hamsterkäuferin oder Hamsterkäufer outen will, sei dahin gestellt. Immerhin lohnt es sich aus diesem aktuellen Pandemie-Verhalten mal einen Blick in die Historie des Toilettenpapiers zu werfen. Weder unsere Eltern noch unsere Großeltern kannten das Blatt mit flauschiger Oberfläche oder auch niedlichen Mustern. Erst Ende der fünfziger Jahre trat das Toilettenpapier auch in Europa den Siegeszug im „stillen Örtchen“ an. Und wie könnte es anders sein, der neue Trend kam direkt über den großen Teich aus Amerika herüber geschwappt. Dort kannte man Rollen mit einzelnen Blättern bereits zum Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts, die noch lose verpackt – aber immerhin schon in Rollenform – dort hergestellt und verkauft wurden. Bis es zur industriellen Produktion kam, gab es manche skurrile Art und Weise, das menschliche Hygienebedürfnis zu befriedigen. So war es lange Zeit üblich, zum Reinigen seines Hinterteils Moos, einem Lappen oder Schwamm zu nutzen. Aber die Lösung des allzu menschlichen Problems hatten die Chinesen, die schon im 14. Jahrhundert das erste Toilettenpapier produziert haben. Bis es auch in der westlichen Welt ankam, mussten noch einige Jahrhunderte vergehen: Das erste industriell gefertigte und kommerziell erhältliche Toilettenpapier kam 1857 in Amerika auf den Markt. Es war blattweise in einer Box erhältlich und mit Aloe Vera getränkt. Das ganze auf Rollen anzubieten dauerte nochmal einige Jahre, die erste Toilettenpapierfabrik in Deutschland wurde erst 1928 von Hans Klenk in Ludwigsburg gegründet, heute noch immer unter dem Markennamen Hakle einer der bekanntesten Hersteller. Die ersten Rollen waren mit rauem Krepppapier bestückt und hatten mit dem Papier, das heute auf den Rollen griffbereit beim Toilettengang zur Verfügung steht, nicht viel gemeinsam. Der Siegeszug der Rolle begann in Deutschland aber erst nach dem zweiten Weltkrieg, als die Wirtschaftskraft stärker wurde und auch das Luxusbewusstsein stieg. Bis dahin war es üblich, Zeitungspapier in handliche Stücke zu zerschneiden und zum Gebrauch auf eine Schnur aufzufädeln. Heute setzten die Verbraucher auf duftig weiches Tissue-Papier, das Ende der siebziger Jahre immer beliebter wurde und das kratzige Krepppapier ablöste. Und das ist alles andere als Mangelware. Auch nicht während der Corona-Pandemie.

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