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Ukrainer tief beeindruckt von der Welle der Hilfsbereitschaft

Wedemark (jo). Der großzügige Platz vor der Mellendorfer Grundschule (Roye-Platz) füllte sich am späten Sonntagabend schnell. Etwa 300 Menschen aller Altersgruppen waren der Einladung des neu gegründeten Netzwerks Wedemark-Ukraine gefolgt. „Friedenslicht für die Ukraine“ war auf der Einladung zu lesen – und alle Generationen fühlten sich ganz offensichtlich angesprochen. „Wir wollen gemeinsam ein Zeichen für den Frieden und die Freiheit setzen“, brachte es zu Beginn der Sprecher des Vereins MiteinanderWedemark, Thomas Reinhardt, auf den Punkt: „Keiner von uns hätte gedacht, einen solchen Angriffskrieg zu erleben, der über die Ukraine unerträgliches Leid für die Menschen gebracht hat.“ Trotz allem sei es wohltuend, die Welle der großen Hilfsbereitschaft in der Wedemark, im ganzen Land und weltweit zu erleben. Das Netzwerk habe sich gegründet, um die Angebote in der Gemeinde zu bündeln und auf diese Weise noch effektiver arbeiten zu können. Bewegend auch die Schilderungen von Joachim Kasten, Lehrer an der IGS Wedemark, die seit vielen Jahren eine Partnerschaft mit einer Schule in Charkiw unterhält. Er wusste, dass die auf Seiten der Ukraine betreuende Lehrerin inzwischen in München in Sicherheit ist: „Die Schulleiterin Angela dagegen sitzt mit einigen ihrer Schülerinnen und Schüler im Keller der Schule. Noch ist das Gebäude intakt und sie hat nicht vor, die Schule zu verlassen.“ Kasten berichtete auch von der Geschichte einer 96-jährigen Frau, die in der Ukraine geboren wurde. Sie wurde im Krieg als Zwangsarbeiterin nach Deutschland verschleppt, erlebte die Lager in Auschwitz, in Buchenau und Bergen-Belsen, bis sie befreit wurde. Ihr Weg führte sie nach dem Krieg wieder zurück in die Heimat, dort arbeitete sie als Forstingenieurin. Beeindruckend sei ein Zitat von ihr, so Kasten: „Ich habe Hitler überlebt, ich habe Stalin überlebt und jetzt werde ich auch Putin überleben.“ Noch stiller wurden die Teilnehmerinnen der Friedenslicht-Aktion, als der in Deutschland lebende Ukrainer Oleg Ina und Alissa vorstellte. Die junge Mutter und ihre etwa 9-jährige Tochter sind erst seit einigen Tage aus ihrer Heimat geflohen. Sowohl Oleg als Übersetzer als auch Ina war es ein großes Anliegen, sich für die große Hilfsbereitschaft aller an der Flucht beteiligten zu bedanken: „Es ist unglaublich, wie die Deutschen helfen und ich bin unglaublich überrascht, wie viele Menschen heute Abend hierher gekommen sind.“ Ina erzählte noch deutlich von dem Erlebten geprägt, wie schlimm es für sie war, als die Bomben ganz in der Nähe ihres Hauses fielen. Eine ganze Woche habe sie ausgehalten, weil sie glaubte, der Krieg würde nicht lange dauern. Schließlich wurden die Lebensmittel knapp, die Wasserrversorgung wurde zum Problem, Medikamente gab es nicht mehr. Über Polen sei sie schließlich nach Deutschland gekommen und sei immer noch sprachlos, wieviel Hilfe ihr hier geboten werde. Auf die Frage aus der Versammlung: „Wie geht es weiter?“, antwortete Oleg „das ist eine gute Frage, wir wissen es alle nicht.“ Und emotional wurde es für alle Anwesenden zum Abschluss des Treffens, als gemeinsam der durch Joan Beaz weltweit bekannt gewordene Song „We shall overcome“ angestimmt wurde, was übersetzt bedeutet, „wir werden es überwinden.“

Zum Netzwerk Wedemark-Ukraine haben sich aktuell zusammengeschlossen: der Verein MiteinanderWedemark, die Initiative Taschentalente, die CDU Wedemark sowie die Jusos Wedemark, die evangelische Kirche, die Freiwilligenagentur Wedemark sowie das Partnerschaftskomitee Wedemark-Roye. Am Sonntagabend dabei waren auch die beiden Pfadfindergruppen der evangelischen Kirche aus Bissendorf sowie der katholischen Kirchengemeinde St. Marien aus Mellendorf. Weitere Infos sind im Internet unter der Adresse www.wedemark-ukraine.de zu finden.

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