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„Auschwitz war der Inbegriff der Hölle“

Stille herrschte im Gruppenraum, als Mitglieder der IGS Geschichts-AG ihre Texte vor den Mitschülern vortrugen. Foto: G. Vrobel
Stille herrschte im Gruppenraum, als Mitglieder der IGS Geschichts-AG ihre Texte vor den Mitschülern vortrugen. Foto: G. Vrobel

Wedemark (jo). Am vergangenen Dienstag jährte sich der Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch die Rote Armee zum 70. Mal. Diesem denkwürdigen Tag und dem geschichtlichen Ereignis mit besonderer Tragkraft wurde nicht nur im Bundestag gedacht, zahlreiche Veranstaltungen in der gesamten Bundesrepublik riefen damit einen Teil der Geschichte Deutschlands wieder deutlich in das Bewusstsein. Die Geschichts-AG der IGS Wedemark hatte sich im Vorfeld zu dem Jahrestag eingehend mit der Zeit des Nationalsozialismus beschäftigt und im besonderen beleuchtet, wer die Menschen waren, die in dem Vernichtungslager in Auschwitz ihr Leben lassen mussten und unter welchen Umständen sie dort über Jahre unter dem Hitler-Regime gelitten haben. Die größte Gruppe der Internierten stellten Menschen jüdischer Abstammung, aber auch Sinti und Roma, homosexuelle Männer, Menschen mit körperlichen oder geistigen Behinderungen und dem System nicht angepasste Jugendliche. Sie wurden in das Konzentrationslager gebracht – 1,1 Millionen Menschen unterschiedlichster Herkunft ließen dort ihr Leben. Nur ein vergleichsweise kleiner Teil hat die Befreiung miterleben dürfen. Gruppen aus der IGS-Geschichts-AG haben sich mit den Menschen hinter den Mauern von Auschwitz und deren grausamen Schicksalen beschäftigt. Ihre Gedanken und geschichtlichen Fakten haben sie zusammengefasst und am Jahrestag ihren Schulkollegen in mehreren Gruppen im Rahmen einer Gedenkstunde vorgetragen. Still war es während der einzelnen Vorträge und die Betroffenheit und Aufmerksamkeit war deutlich zu spüren. Im gleichen Gebäude erlebten die Gymnasiasten zwei unterschiedliche szenische Lesungen im Forum, die ebenfalls den Bezug des Nationalsozialismus zum 70. Jahrestag der Befreiung herstellten. Die Jahrgangsstufe 9 und 10 erlebte die Schauspieler und Theaterpä­dagogen Frank Braunert-Saak und Jens Ihnen, die Ausschnitte aus dem 1938 von Kathrine Kressmann Taylor geschriebenen Buch „Adressat unbekannt“ lasen und in Szene setzten. Die 1903 in den USA geborene Kathrine Kressmann Taylor arbeitete ursprünglich als Journalistin. 1938 veröffentlichte sie ihren Roman als Erstlingswerk und bewies damit einen ungeheuren Weitblick. Sie wählte die Form des Briefwechsels zwischen einem nach Deutschland zurück gekehrten Kunsthändler und seinem jüdischen Freund in San Francisco zu Beginn des Nationalsozialismus. Nach und nach vollzieht sich bei dem in Deutschland lebenden Freund der Wandel und er wird zum glühenden Hitler-Fanatiker. Die Schüler erhielten Einblick in die Psyche der Hauptfiguren und erlebten, wie eine einstmals enge Freundschaft zerbrach. Die Oberstufenschüler des Gymnasiums hörten in der zweiten szenischen Lesung des Tages Ausschnitte aus den „Eichmann Protokollen“. Adolf Eichmann wurde 1961 in Israel wegen seiner Kriegsverbrechen angeklagt. Er war derjenige im Dritten Reich, der für die Deportation der Juden in die verschiedenen Lager die Verantwortung trug. Seine Äußerungen während des 275 Stunden dauernden Prozesses wurden auf 3564 Seiten protokolliert und sind später in Buchform auf 300 Seiten erschienen. Aus diesem Buch hatten die beiden Schauspieler Harald Schandry und Bernd Surholt etwa 30 Seiten herausgesucht und lasen und stellten eindrücklich dar, wie Eichmann sich als Angeklagter im Prozess äußerte. Eines der unglaublichen Zitate: „Ich habe mit der Tötung der Juden nie etwas zu tun gehabt. Mit dem Transport, jawoll. Aber einen Juden habe ich nie umgebracht“. Eichmann wurde nach seiner Verurteilung am 31. Mai 1962 im Gefängnis von Ramla erhängt.

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