Aktuelles

Nächstes Symposium mit sensiblem Thema

Wedemark (sg). Bewegend, berührend, beunruhigend, bedrückend. Das waren einige der Adjektive, mit denen die Schüler des Gymnasiums Mellendorf am 16. Januar ihre Erfahrungen und persönlichen Empfindungen in Zusammenhang mit ihren Untersuchungen zur jüngeren Geschichte der Gemeinde Wedemark beschrieben. Bevor am 29. Januar im Rahmen eines Symposiums der mittlerweile 5. Band der Buchreihe zur „Geschichte der Wedemark 1930 – 1950″ mit dem Schwerpunktthema „Kinder- und Jugendzeit in der Wedemark unter nationalsozialistischer Herrschaft“ vorgestellt wird, hatten am vergangenen Dienstag die Schüler des Gymnasiums Mellendorf die Gelegenheit ihre persönlichen Herausforderungen und Eindrücke zu schildern, die sie bei den unterstützenden Forschungsarbeiten sammeln konnten. Die Ergebnisse dieser Forschungen werden ebenfalls im Symposium vorgestellt und fließen dann in den Band 6 der einschlägigen Buchreihe ein. Der Brelinger Dr. Franz Rainer Enste und der Pressesprecher der Gemeinde Wedemark, Ewald Nagel, gaben in Vertretung für Bürgermeister Helge Zychlinski, der sich krankheitsbedingt abmelden musste, einen kurzen Einblick in den Hintergrund des Projektes, in dem die Geschichte der Wedemark zwischen 1930 und 1950 bereits seit 2014 eingehend untersucht wird – und das von Anfang an mit Unterstützung des Gymnasiums Mellendorf. Laut Enste bilden die Ergebnisse der Arbeit der Schüler eine ganz wesentliche Säule des Symposiums, in dem neben den Schülern auch die Historikerin Dr. Sabine Paehr und der Landtagspräsident a.D., Jürgen Gansäuer, sowie verschiedene Zeitzeugen zu Wort kommen werden. Für die im Rahmen eines Seminarkurses Geschichte stattfindenden Forschungsarbeiten bildeten die 17 Schüler Arbeitsgruppen und machten sich in der Niedersächsischen Landesbibliothek und im Niedersächsischen Landesarchiv in Pattensen auf Spurensuche zu den Begriffen Euthanasie und Zwangssterilisierung im Zusammenhang mit Orten auf dem Gebiet der heutigen Wedemark. Diese Gruppenarbeiten waren so zeitintensiv, dass sie gar nicht im Rahmen des normalen Unterrichtes zu schaffen waren und sich die Schüler und ihre Lehrerin Katja Böhm-Hauptmeier auch in ihrer Freizeit und in den Ferien mit Rechercheaufgaben in der Bibliothek und im Archiv befassten. Die Schüler wurden konfrontiert mit echter wissenschaftlicher Arbeit. Sie mussten die Erfahrung machen, dass Archive und Akten nicht ohne weiteres einsehbar sind, sondern dass man immer wieder Genehmigungen dafür beantragen muss. Um die Schrift in den alten Unterlagen überhaupt lesen zu können, mussten sie sich Unterstützung suchen. Sie wurden von fehlerhaften Namensangaben in die Irre geführt oder mussten feststellen, dass nicht alle Orte namens Elze oder Negenborn in der Wedemark liegen. So lernten sie, dass Daten nicht nur gefunden, sondern auch verifiziert werden müssen. „Wir haben Opfer gesucht und wir haben Opfer gefunden. Sonst gäbe es das Symposium nicht.“ so Böhm-Hauptmeier zu den Ergebnissen der aufwändigen Recherchen. Durch das uralte Papier, die fremdartige Schrift, das Auftauchen von Namen, die auch heute noch in der Wedemark geläufig sind und durch die Schicksale der Opfer, die sie identifizieren konnten, erhielten die Schüler einen einzigartigen Bezug zu der Zeit des Nationalsozialismus, mit der sich heute viele nicht mehr beschäftigen wollen, obwohl es so viele aktuelle Bezüge dazu gibt. „Ich finde es erschreckend wie schnell die Menschen vergessen, obwohl die Entwicklung und Radikalisierung heutzutage genau so schnell vorangeht wie früher.“ fasste der Schüler Henry seine Eindrücke mit Blick auf die aktuellen politischen Ereignisse zusammen. Das Symposium findet statt am 29. Januar, um 17.30 Uhr, im Forum auf dem Campus W.

mehr zeigen

dazu passende Artikel

Lesen Sie auch...

Close