Kultur

Kulturprojekt „Rotkäppchen und der Gugelhupf” ist vorläufig beendet

Wedemark (jo). Ende Mai konnte man in einigen Dörfern in der Wedemark einer auffällig gekleideten Frau begegnen. Sie trug einen wallenden, leuchtend roten Tüllrock, darüber eine schwarze Weste, ein rotes Schultertuch und eine rote Häkelhaube. Am Arm trug sie einen Korb mit einem frisch gebackenen Gugelhupf, hatte den Kaffee und auch das Geschirr dabei. Dahinter steckte das Kulturprojekt der Gemeinde Wedemark: „Rotkäppchen und der Gugelhupf”, bei der Autorin Maria Eilers an acht Tagen in die Rolle der Kunstfigur schlüpfte und versuchte, sich bei Wedemärkern selbst zum Kaffee einzuladen. Hintergrund war dabei die Idee, mehr über das Verhältnis der Nachbarn in den Dörfern zu erfahren und gleichzeitig Anstoss zu geben, die Nachbarschaft überhaupt erst einmal kennenzulernen. Zwei Wochen lang war „Rotkäppchen” jeweils zur Kaffeezeit unterwegs und suchte spontan und ungeplant nach Gesprächspartnern. Zeitweise wurde sie dabei von der Brelinger Künstlerin Agata Malek begleitet, die etliche Szenen der ganz unterschiedlichen Begegnungen mit Pinsel und Stift festhielt. „Ich habe zu den Leuten immer gesagt, sie begleitet mich und hört mit dem Pinsel zu”, sagte Maria Eilers jetzt zum Abschluss des ersten Teils des Projektes. Denn die Erlebnisse und Erfahrungen bei ihren Kaffeenachmittagen wird sie als Gedächtnisprotokolle aufschreiben, die Skizzen von Agata Malek werden die Bilder dazu liefern. Beides zusammen soll als kleines Heft zum Ende des Sommers in gedruckter Form erscheinen. Mitgewirkt an dem Projekt haben zahlreiche Wedemärker, wie die Kulturbeauftragte der Gemeinde Wedemark, Angela von Mirbach, zufrieden feststellte: „Am Anfang stand die Idee und darauf wurde aufgebaut. Die Nährwerkstatt unter Leitung von Tanja Primke hat das Kostüm entworfen und mit der Gruppe „Taschentalente“ auch angefertigt. Und damit „Rotkäppchen” auch bei jeder ihrer Kaffeerunden einen frischen Gugelhupf im Korb mitnehmen konnte, hatte Angela von Mirbach über die Presse Bäckerinnen und Bäcker aus der Wedemark gesucht, die solch einen Kuchen backen würden: „Wir haben es geschafft, dass wir jeweils einen frischen Kuchen hatten”, erzählte sie: „Die Bäckerinnen durften als Dank für ihre Mühe die Gugelhupf-Form behalten”. Und auch die Rezepte der einzelnen Kuchen konnten die Bäckerinnen aufschreiben, sie werden ebenfalls in das kleine Heft mit aufgenommen und sollen zum Nachahmen animieren. Kern des Projektes aber war, wie in den Dörfern Nachbarschaft funktioniert – oder eben auch nicht. „Mir ist zuerst aufgefallen, wie oft nur sehr wenige Menschen in den Dörfern auf den Straßen anzutreffen waren”, zog Maria Eilers ihr ganz persönliches Resumee: „Ich musste im Schnitt etwa an sechs Türen klingeln, ehe ich Erfolg hatte und mich selbst zum Kaffeetrinken einladen konnte”. Und ganz unterschiedliche Reaktionen sind ihr dabei begegnet. Von Aussagen wie „Nachbarschaft? Da fällt mir nur Böses ein” bis „wir sind so froh, dass wir junge Nachbarn haben, die sehr nett sind”, war fast alles dabei. Besonders beeindruckt hat sie aber die Tatsache, dass die Wahrnehmung innerhalb einer Straße oder Siedlung ganz und gar gegensätzlich gewesen ist: „Einer hat erzählt, dass es ganz schlecht mit der Nachbarschaft aussehe, und der andere hat regelrecht vom Zusammenhalt geschwärmt”. Viele Gespräche hätte sie auch „über den Gartenzaun” geführt, erzählte Maria Eilers weiter. Und einmal sei sie sogar zu einer Geburtstagsfeier mitgenommen worden. Der mitgebrachte Gugelhupf sei auf der Kaffeetafel gelandet und in der fröhlichen Runde habe sie ebenfalls interessante Gespräche führen können. Für sich zog sie am Ende den Schluss, dass viele Dörfer in der Wedemark einen anheimelnden und auch einladenden Eindruck vermitteln würden. Aber es sei doch manchmal gar nicht so einfach gewesen, in Kontakt zu kommen. Aber es ging auch anders: Eine Frau sei so begeistert von der Idee gewesen, dass sie sich selbst überlegen wolle, wie sie etwas Ähnliches in einem kleineren Format initiieren könne. „Das ist genau das, was wir mit unseren Kulturprojekten erreichen möchten”, sagte Angela von Mirbach: „Anstöße geben – um schließlich selbst etwas zu veranlassen”.

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