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Kritische Fragen zu möglichem Windpark

Der Rat der Gemeinde Wedemark wählte diesmal das Forum im Schulzentrum in Mellendorf als Tagungsort - Schüler des 8. Jahrgangs der IGS versammelten sich im Zuhörerbereich. Foto: S. Littkemann
Der Rat der Gemeinde Wedemark wählte diesmal das Forum im Schulzentrum in Mellendorf als Tagungsort – Schüler des 8. Jahrgangs der IGS versammelten sich im Zuhörerbereich. Foto: S. Littkemann

Mellendorf (lit). Die erste Ratssitzung nach den Sommerferien am vergangenen Montagabend war gleich in mehrfacher Hinsicht besonders: Der Gemeinderat tagte nicht wie üblich im Bürgersaal in Bissendorf, sondern im Forum des Campus W in Mellendorf. Der Grund: Der gesamte 8. Jahrgang der IGS Wedemark war zur Sitzung gekommen, um sie zumindest zeitweise zu verfolgen. Bei so vielen Schülern habe man eben diese Location gewählt, eröffnete Ratsvorsitzender Heiner Peterburs den zahlreichen Zuhörerinnen salopp. Und kündigte gleich die nächste Änderung im Programm an: Die Ratsmitglieder müssten sich zu einer kurzfristig anberaumten Besprechung für eine Viertelstunde zurückziehen. „Das ist Demokratie live“, erklärte Bürgermeister Helge Zychlinski den Schülern anschließend die Verspätung, und äußerte zugleich den Wunsch, dass sich viele der anwesenden jungen Leute selbst irgendwann für die Kommunalpolitik erwärmen mögen. Da hatten die Achtklässler bereits eine ungewöhnlich hitzige Einwohnerfragestunde „live“ erlebt, die sich vor allem um einen geplanten Standort für Windenergieanlagen südlich von Brelingen drehte. Denn auf Bestreben von Rat und Verwaltung wurde – neben dem bereits bestehenden Windpark bei Meitze – eine weiteres Vorranggebiet für Windenergienutzung im Entwurf des neuen Regionalen Raumordnungsprogramms (RROP) ausgewiesen: „Wedemark-Brelingen“. Auf einer rund 23 Hektar großen Fläche südlich von Brelingen und westlich der Landstraße K 103 sehen die Planer eine Potenzialfläche für Windenergie in der Wedemark, ohne in Konflikt mit dem Natur- und Landschaftsschutz zu geraten. Das sahen einige Brelinger Bürger offensichtlich anders und stellten dem Bürgermeister kritische Fragen. Ob es ein Windgutachten gebe und ein faunistisches Gutachten, die man einsehen könne, wollte eine Bürgerin wissen. Wie viele Anlagen geplant seien und wie hoch? Sei die Gemeinde Wedemark verpflichtet, weitere Windkraftstandorte auszuweisen? Punkt für Punkt beantwortete Zychlinski die Fragen. Eine Bürgerbeteiligung sei grundsätzlich vorgesehen und erwünscht bei der Aufstellung des neuen Raumordnungsprogramms. „Wir stehen noch ganz am Anfang des Verfahrens“, betonte Zychlinski. Es gebe einen ganzen Strauß an Beteiligungsmöglichkeiten. Die Gemeinde bereite gerade eine eigene Stellungnahme vor, die im November in die Öffentlichkeit gebracht werde. „Gehen Sie in die Ausschüsse und diskutieren Sie mit!“, appellierte Zychlinski an die Brelinger. Im Dezember werde der finale Ratsbeschluss fallen. Es gebe weiterhin die Möglichkeit, bei einer Diskussionsveranstaltung der Region zum Entwurf des neuen RROP am 14. Oktober im Schloss Landestrost in Neustadt mitzureden. Ein Windgutachten läge für die Wedemark nicht vor. Alle Flächen mit einer besonderen Vogelwelt – etwa mit Brutvorkommen von Rotmilan oder Kranich, seien gar nicht erst in die engere Wahl gekommen. Aus diesem Grund sei etwa ein großes Gebiet zwischen Brelingen und Resse im Bereich Große Heide nicht als Vorranggebiet für Windenergienutzung ausgewiesen worden. „Nur diese eine Fläche südlich von Brelingen ist als nicht verdächtig übrig geblieben!“ Für eine noch genauere Untersuchung der Vogelvorkommen dort habe die Betreibergesellschaft des geplanten Bürgerwindparks nun ein eigenes avifaunistisches Gutachten in Auftrag gegeben. Zur Anzahl der geplanten Anlagen könne er noch nichts sagen, und auch die Höhenbegrenzung sei noch nicht abschließend geklärt. Stand der Technik seien derzeit 200 Meter – es hänge jedoch von weiteren Faktoren ab, wie hoch die Windräder am Ende tatsächlich würden. „Die Gemeinde Wedemark ist nicht verpflichtet, Windkraftstandorte auszuweisen, nicht einmal die Region muss das tun“, stellte der Bürgermeister dagegen klar. „Wer aber die Energiewende voran bringen will, muss auch einen lokalen Beitrag dazu leisten und darf nicht nur Verhinderungspolitik betreiben.“ Wichtig sei ihm, dass die Wertschöpfung aus den Anlagen in der Wedemark bleibe und nicht abfließe.

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