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Kläranlage in Bissendorf wird deutlich erweitert

Wedemark (jo). Ziemlich genau zehn Jahre lang wurde die Kläranlage in Bissendorf von den Kommunalen Entsorgungsdiensten (KED) betrieben, zum 1.1.2016 erfolgte die Rekommunalisierung der Abwasserbeseitigung in der Gemeinde Wedemark. Übernommen wurde sie von der eigens gegründeten Wedemark Abwasser GmbH (WAG), die seitdem die Anlagen unterhält, erneuert und erweitert und sie zur Nutzung der Gemeinde Wedemark zur Verfügung stellt. Seit 1986 ist nicht nur die Einwohnerzahl der Wedemark von 23.935 auf knapp 30.000 angestiegen, sondern zeitgleich haben sich auch neue Gewerbebetriebe angesiedelt. „Wir sind nahe an der Kapazitätsgrenze angekommen”, waren sich bei einem Vorort-Termin auf dem Kläranlagengelände Bürgermeister Helge Zychlinski, Kämmerer Joachim Rose und der Geschäftsführer der WAG, Henning Luttermann, einig. Vorgesehen sind in den nächsten Jahren zahlreiche Maßnahmen zur Betriebsoptimierung und auch zur Energieeinsparung, für die mit Kosten von rund 12 Millionen Euro kalkuliert wird. „Wir wollen am Ende erreichen, dass wir möglichst autark in der Energieerzeugung sind”, so Zychlinski, der auch darauf hinwies, dass die inzwischen fast fertige Halle zur Klärschlammtrocknung und -lagerung eine Photovoltaikanlage auf dem Dach bekommt: „Die Arbeiten dafür sind fast beendet”, sagte er. Der Bau der neuen Klärschlammhalle sei auch der Veränderung der Klärschlammverordnung geschuldet, erklärte WAG-Geschäftsführer Luttermann: „Wir haben aktuell vier Landwirte unter Vertrag, die den Klärschlamm auf ihren Feldern ausbringen. Allerdings darf dies nach der Düngeverordnung nur zu ganz bestimmten Zeiten geschehen”. Um den anfallenden Klärschlamm zwischenlagern zu können, wurde die Lagerhalle gebaut, in die eine Entwässerungsanlage integriert ist. Unterirdisch verlaufende Rohre führen von den Lagertürmen den flüssigen Klärschlamm in die Anlage, dort wird er vorgetrocknet und schließlich in einer Art Zentrifuge, einem sogenannten Dekanter, weitere Flüssigkeit entzogen. Luttermann rechnete vor, dass aus einem Kilogramm Klärschlamm am Ende etwa 200 Gramm Trockensubstrat übrig bleiben. Dieses Substrat kann nun in der Halle solange gelagert werden, bis es zum Beispiel als Dünger auf den Feldern landet. Pro Jahr können das etwa 500 Tonnen Trockenschlamm sein. Weitere bauliche Maßnahmen werden eine neue Rechenanlage sein, die Sanierung des Sand- und Fettfangs mit Erneuerung der dazugehörigen Maschinentechnik. Es soll ein Vorklärbecken entstehen sowie ein neues, zweistraßiges Belebungsbecken und schließlich weitere Betriebsgebäude für die Technik aber auch für die Büros der insgesamt sieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einschließlich der Sozial- und Sanitärräume. Geplant ist als Hauptmaßnahme für die Energieeinsparungen beziehungsweise Eigenenergieerzeugung die Errichtung des zweistraßigen Vorklärbeckens zur Gewinnung von Primärschlamm sowie die Errichtung eines Faulbehälters zur anaeroben Stabilisierung und Gewinnung von Gas zum Betrieb eines Blockheizkraftwerkes. Wenn alle geplanten energieeinsparenden Maßnahme umgesetzt sind, würde eine mit Photovoltaikelementen ausgestattete Fläche von rund 1.300 Quadratmetern eine Leistung von cirka 150 kW erbringen, was einer jährlichen Energieerzeugung von rund 125.000 kWh/a entspricht. Dazu kommen etwa 440.000 kWh/a durch die Energiegewinnung aus den Faultürmen, was am Ende einer Eigenenergieerzeugung von rund 80 Prozent des Gesamtbedarfs der Anlage und eine CO2-Einsparung von etwa 574 Tonnen pro Jahr entspricht. Für diese Maßnahme wurde eine Zuwendung des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit nach der Kommunalrichtlinie als Fördermaßnahme „Klimaschutzprojekte im kommunalen Umfeld im Förderbereich Kläranlagen” beantragt. Wenn wie geplant Ende 2023 die Erweiterungs- und Betriebsoptimierungsmaßnahmen abgeschlossen sein werden, dann könne man wieder von einer modernen Kläranlage sprechen, die auch den Anforderungen steigender Einwohnerzahlen beziehungsweise der Zunahme von Gewerbebetrieben stand halten könne, versicherte Zychlinski.

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