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Hilfe von Nachbar zu Nachbar wird gefragt

Bissendorf-Wietze (jo). Der Raum im Gemeindezentrum der Christophoruskirche in Bissendorf-Wietze füllte sich erst schleppend, am Ende aber waren alle Stühle besetzt. Ortsbürgermeister Daniel Leide hatte am vergangenen Samstagnachmittag zu einem Nachbarschaftstreffen mit besonderem Anliegen eingeladen. Genau wie in den anderen Ortsteilen der Gemeinde Wedemark haben auch in Bissendorf-Wietze Flüchtlingsfamilien ein neues zu Hause gefunden. Allerdings mit nur wenig Kontakt zur Nachbarschaft. Und genau hier wollte das Nachbarschaftstreffen in ungezwungener Runde bei einer Tasse Kaffee und Kuchen Abhilfe schaffen und gleichzeitig Raum für gegenseitigen Austausch bieten. Angela Klingrad zum Beispiel war aufgefallen, dass die Flüchtlingsfamilien meist nur unter sich sind und damit auch kaum eine Chance haben, ihre Sprachkenntnisse zu erweitern. Die Kinder der Familien gehen zwar in die Schule beziehungsweise in den Kindergarten, sind aber am Nachmittag wieder unter sich. „Die Kinder müssten eigentlich schon viel besser deutsch sprechen, ihnen fehlt aber einfach die Möglichkeit, sich in unserer Sprache zum Beispiel mit gleichaltrigen zu unterhalten“, sagte sie. Genau wie ihre Nachbarin kümmert sie sich inzwischen um einige der Schulkinder, macht mit ihnen die Hausaufgaben oder liest vor. Und so wuchs die Idee, auch andere für eine solche Unterstützung der Familien zu gewinnen. Schnell stellte sich im ungezwungenen Gespräch heraus, dass zum Beispiel die Jugendfeuerwehr Bissendorf/ Scherenbostel schon positive Erfahrungen bei der Integration von Kindern mit Migrationshintergrund gesammelt hat. Aber auch gemeinsame Fahrten zum Einkaufen können eine Hilfe sein oder einfach das Erklären von Dingen des Alltags: wie geht man mit der Müllentsorgung um, wo kann Unterstützung beim Ausfüllen von Anträgen gegeben werden oder auch wie funktioniert die deutsche Bürokratie. Klingrad machte auf die Formularlotsen der Freiwilligenagentur aufmerksam, die dort Hilfe leisten können und informierte die deutschen sowie syrischen beziehungsweise libanesischen Familien über die bereits vorhandenen Netzwerke in der Gemeinde Wedemark. Vielleicht kann sich nach dem Treffen der 10-jährige Osman bald seinen größten Wunsch erfüllen: In fast akzentfreiem deutsch erklärte er seine große Leidenschaft zum Fußballspielen: „Fußball ist einfach alles für mich“, sagte er. Die Frage, ob er denn schon in einem Verein spiele, verneinte er allerdings: „Ich habe es letztes Jahr schon mal versucht, aber es hat nicht geklappt“. Warum es nicht geklappt hat, darüber hat er nichts erzählt. Vielleicht einfach daran, dass er keine Möglichkeit hatte, regelmäßig zum Training zu kommen. Eben ein echter Fall für gute Nachbarschaftshilfe. Wer sich engagieren möchte und weitere Informationen über die verschiedenen Möglichkeiten wissen möchte, kann sich unter der ­Telefonnummer 3 76 75 35 ­melden.

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