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Geplanter Maststall-Neubau stand zu Diskussion

Wedemark (r/j). Was bedeutet es für Mensch und Tier, für Luft, Wasser und Erde, wenn eine Hähnchenmastanlage von etwa 80 000 auf 164 000 Plätze erweitert wird? Diese Frage stellen sich nicht nur die Grünen der Gemeinde Wedemark vor dem Hintergrund des geplanten Neubaus in Elze, sondern auch zahlreiche interessierte Bürger, die zur Infoveranstaltung zum Thema in die Sportsbar Herzblut in Mellendorf gekommen waren. Eingeladen dazu waren auch Miriam Staudte, Mitglied des Landtages Niedersachsen sowie Dr. Claudia Preuß-Überschär, Tierärztin und Sabine Littkemann, Geschäftsführerin des BUND Hannover. Als Moderatorin konnte Christiane Hussels, Sprecherin der Landesarbeitsgemeinschaft Landwirtschaft, gewonnen werden. Miriam Staudte berichtete, dass in der vorletzten Legislaturperiode Europas größter Schlachthof in Wietze gebaut wurde. Von der Hähnchenmast könnten die Landwirte nicht wirklich gut leben. Es gibt den Vertrag mit dem Schlachthof und die Pflicht zur Abnahme von Küken. So versucht man die Existenzsicherung über die Masse“. Es gebe eine Überversorgung mit Hähnchenfleisch: „Wir importieren noch Brustfleisch, exportieren die Flügel und anderes, womit wir in Afrika Existenzen zerstören“. Sabine Littkemann erklärte für den BUND, dass auch im Hinblick auf das Schutzgut Wasser diese Form der Tierhaltung abzulehnen sei. Zumal die geplante Mastanlage in Elze im Wasserschutzgebiet der Einstufung 3A angesiedelt sei, wofür im Amtsblatt steht, dass das Ausbringen von Dünger nicht gestattet sei. Der Wasserversorger ist Enercity; er unterhalte 170 Messstellen im Fuhrberger Feld. Laut Enercity sollen die ermittelten Werte alle im grünen Bereich liegen, diese seien aber allesamt nur Mittelwerte. Die Tabelle über die Nitratwerte zeige, dass diese gerade unter dem Grenzwert liegen. Dr. Claudia Preuß-Überschär gab neben den aus ihrer Sicht bedenklichen Bedingungen für die Mast der Tiere zu bedenken, dass es nach etwa fünf Jahren nicht mehr möglich sei, die Ställe keimfrei zu reinigen. Das in der Aufzucht eingesetzte Cholestin sei in der Humanmedizin ein Reserveantibiotikum, das wasserlöslich über die Trinkanlage verabreicht werde: „Natürlich tropft diese Antibiotikalösung beim Trinken auch vorbei und so entsteht am Boden ein Bioreaktor, es entstehen ganze Bakteriengruppen“. Entscheidungsträger für die Beurteilung der Umweltverträglichkeit sei nicht die Gemeinde Wedemark, sondern die Region, informierten die Grünen: „Wichtig wäre ein Klimaschutzgutachten und ein Brandschutzgutachten zu verlangen“, appellierten sie an die Zuhörer. Der Landwirt in Elze habe angekündigt, dass er freiwillig für alle vier Ställe Filteranlagen einbauen werde: „Die filtern allerdings nicht die Keime aus“, ergänzten die Grünen. Sie hoffen jetzt auf möglichst viele Einwendungen gegen die geplante Stallerweiterung von Wedemärker Bürgern bei der Region, unter anderem, um damit die Forderung nach den noch fehlenden Gutachten zu unterstreichen.

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