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Filmprojekt ist ein weiterer Baustein der Erinnerungskultur

Wedemark (jo). Das Projekt der Erinnerungskultur in der Gemeinde Wedemark, das sich mit der jüngeren Geschichte von 1930 bis 1950 beschäftigt, hat einen neuen Baustein bekommen: Studenten der Leibniz Universität haben einen fast einstündigen Filmbeitrag zusammen gestellt, in dem sie ihre Kommilitoninnen und Kommilitonen bei ihrer Recherchearbeit begleitet haben: „Eigentlich wollten wir nur diese Arbeit dokumentieren. Dann hat sich unser Projekt aber entwickelt und am Ende ist ein Lehrfilm für Schülerinnen und Schüler sowie Studentinnen und Studenten entstanden, der einen ersten Eindruck vermittelt, wie man Themen wie für das Projekt der Erinnerungskultur wissenschaftlich erarbeitet”, stellte Student Dennis Cartschau fest, der gemeinsam mit Fabio Rüdiger an den Filmarbeiten beteiligt war. Eigentlich hätte die Arbeit wie das letzte Projekt über die Zeit nach dem Krieg und der Rückkehr zur Demokratie durch Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Mellendorf auch schon im Rahmen eines öffentlichen Symposiums vorgestellt werden sollen. „Wir werden auf jeden Fall den Termin für das geplante Abschluss-Symposium am 3. Mai halten”, sagte Bürgermeister Helge Zychlinski bei der Präsentation der Arbeit in kleinstem Kreis: „Wir werden sehen, in welcher Form, im schlimmsten Fall komplett in digitaler Form. Zychlinski hatte gemeinsam mit dem Koordinator Dr. Franz Rainer Enste sowie Martin Stöber vom Niedersächsischen Institut für Regionalforschung in das Bürgerhaus in Bissendorf eingeladen, um zumindest der Presse Einblick in den Stand des Projektes zu geben. „Wir haben für den 3. Mai als Festredner neben Dr. Franz Rainer Enste auch den amtierenden Chefredakteur der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung, Hendrik Brandt, gewinnenn können.” Das in dieser Form erarbeitete Geschichtsprojekt, das sich mit einer Zeitspanne befasst, die nicht unbedingt die schönste Seite der Historie behandelt, hat schon in der Vergangenheit weit über die Grenzen der Gemeinde Wedemark Beachtung gefunden. Unter anderem besonders daran ist die Beteiligung von Schülerinnen und Schülern, von Studenten, Wissenschaftlern und zahlreichen Privatpersonen, die gemeinsam die Ereignisse der Zeit zusammengetragen haben. Entstanden sind inzwischen bereits zwölf Publikationen zu den unterschiedlichen Themenbereichen. Unter anderem wurde die Entwicklung des Nationalsozialismus behandelt, der Umgang mit Kriegsgefangenen oder später mit Flüchtlingen. Zeitzeugen-Interviews, Dokumente aus privaten Beständen, die in anderen Dörfern oder Städten nach dem Ende der Nazi-Zeit gerne vernichtet wurden, sind Zeugnisse über die Geschehnisse. „Der Filmbeitrag ist ein weiterer Mosaikstein unseres Projektes”, stellte Dr. Enste fest. „Zusammen mit allen anderen Ergebnissen formt er das Gesamtbild”. Der Fim soll nach Klärung letzter rechtlicher Fragen online gestellt werden. Die Zugangsdaten werden zu einem späteren Zeitpunkt mitgeteilt. Martin Stöber erläuterte, dass auch über diese Arbeit eine Publikation erscheinen wird: „Es gibt immer noch Kleinigkeiten, die dann dort mit einfließen können.” Beispielhaft nannte er die Geschichte der Bücherverbrennung nach Ende des Krieges auf der Stucke-Kreuzung in Mellendorf. Dabei haben Amerikaner den Bücherstapel mit einem Flammenwerfer entzündet, der vermutlich nicht richtig eingestellt war. Bei dem Unglück habe es mehrere Verletzte gegeben und zwischen einem oder vier Todesopfern: „Es lässt sich nicht mehr sicher nachvollziehen.” Geklärt werden konnte dagegen inzwischen der „Fall Feesche”. Dabei ging es um einen Elzer Bauernsohn, von dem berichtet wurde, dass er denunziert worden sei. Die Nachfragen in den Bundesarchiven hätten ergeben, dass er als Mitglied der 14. Jägerkompanie am 17. März wegen Fahnenflucht in Dijon erschossen wurde: „Er ist also auch ein Opfer des Nationalsozialismus und sein Name hat einen Platz auf der Gedenktafel am Rathaus in Mellendorf erhalten.”

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