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„Erste Schritte in die Demokratie – die Zeit nach dem Krieg”

Gymnasiasten stellten das Ergebnis ihrer wissenschaftlich begleiteten Geschichtsarbeit vor

Wedemark (jo). Das beispielhafte Projekt der Erinnerungskultur in der Gemeinde Wedemark ist erneut ein gutes Stück weiter gekommen. Am vergangenen Donnerstag präsentierten die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Mellendorf die im Rahmen ihrer Seminararbeit zusammengestellten Ergebnisse des diesjährigen Schülerprojektes, das sich überwiegend mit der Zeit nach demZweiten Weltkrieg beschäftigte: „Erste Schritte Richtung Demokratie – Die Wedemark der Nachkriegszeit”. Auch diese Erkenntnisse aus der Vergangenheit der Gemeinde werden in Buchform erscheinen und sich damit in die bereits zwölf veröffentichten Bände nahtlos einreihen. Vor Ort im großen Saal im Bürgerhaus in Bissendorf nahmen neben Bürgermeister Helge Zychlinski auch der Koordinator des gesamten Projektes, Dr. Franz Rainer Enste sowie Martin Stöber vom Niedersächsischen Institut für Historische Regionalforschung und Dr. Gerrit Dworok, Lehrer und Seminarbegleiter des Gymnasiums, in Präsenz teil. Die Schülerinnen und Schüler, die sich intensiv mit den verschiedenen relevanten Themen beschäftigt haben, saßen unter Einhaltung der geltenden Hygieneregeln im Schulgebäude am Campus W. Merle Dalmer, Frederik Eich­staedt und Alexander Köbrich übernahmen die Aufgabe der Online-Präsentation. Ihren Schwerpunkt hätten sie bei ihrem wissenschaftlich begleiteten Exkursion in die Verganngenheit auf Bissendorf gelegt: „Einfach, weil aus diesem Ortsteil zahlreiche Dokumente vorhanden sind”, erläuterte Eichstaedt. Um diese Dokumente zu sichten, waren die Schülerinnen und Schüler im Archiv in Neustadt, in dem sie auf eine umfangreiche Sammlung zurückgreifen konnten. Aber bevor es an die Aufarbeitung ging, stand die Planung für die methodische Vorgehensweise im Fokus, damit am Ende auch nachfolgende Generationen anhand der Quellenverweise und anderer Kriterien eine informative Themenaufarbeitung an die Hand bekommen sollten, und auch um damit einen regionalgeschichtlichen Beitrag für das Geschichtsprojekt die Wedemark in den Jahren von 1930 bis 1950 leisten zu können. Das haben auch vorangegangene Jahrgänge bereits getan, unterstützt vor den beiden Lehrerinnen Kathleen Moebius und Katja Hauptmeier und Dr. Sabine Paehr. Erarbeitet wurden in diesem Jahrgang fünf Themen der Nachkriegszeit: Integration von Flüchtlingen und Vertriebenen, die Demokratieprozesse, die Entnazifizierung, das Problem der Lebensmittelversorgung und das Verhältnis zwischen alliierten Besatzern und der niedersächsischen Bevölkerung. Beispielhaft führten die Schüler in ihrer Präsentation die Frage auf, wie das Verfahren der Entnazifizierung stattgefunden hat: Es gab Ausschüsse, in denen die Briten als Allierte gemeinsam mit Deutschen saßen. Die Briten bezogen ausgewählte Deutsche mit in das Verfahren ein, auch um deren Kenntnisse über die einzelnen Persönlichkeiten zu nutzen. Ausgefüllt werden musste von den Bürgern ein umfangreicher Fragebogen: „Die Antworten waren allerdings bereits vorgegeben, man konnte entweder Ja oder Nein ankreuzen”, erläuterte Merle Dalmer. Nicht geklärt werden konnte ein Konflikt zwischen einem Bissendorfer Zahnartz und dem damaligen Bürgermeister, beide beschuldigten sich gegenseitig, während der Nazi-Zeit Mitglied in der Partei gewesen zu sein. Die Alliierten waren es auch, die für die Demokratisierung der Wedemärker sorgten: Unter anderem durch die Auswahl von Lehrern und Lehrmaterial für die Schulen, durch Bildung für Erwachsene wie etwa durch die neu gegründeten Volkshochschulen. Helge Zychlinski lobte die enorme Leistung der Schülerinnen und Schüler: „Sie haben eine schwierige Arbeit hervorragend erledigt und Bereiche wie die Untiefen der Wedemärker Historie beleuchtet.” Und auch Martin Stöber zog den Schluss, dass die Schülerinnen und Schüler einen fasizierenden Beitrag für das wissenschaftlich erarbeitete Gesamtprojekt geleistet haben. „Ich habe einen Riesenrespekt vor dieser Ausarbeitung, die nicht nur unmittelbar vor den jetzt anstehenden Abiturprüfungen geleistet wurde, sondern auch unter den besonderen Bedinungen der Corona-Pandemie, resümierte Dr. Enste. Und er ergänzte: „Auch wenn das Projekt jetzt fast zu Ende ist, so ist das Ergebnis heute doch ein Steilpass für folgende Nachforschungen vielleicht auch aus anderen Ortsteilen der Gemeinde.” Für Dr. Gerrit Dworok war die Präsentation auch Anlass, einen Vorschlag zu machen: „Vielleicht wäre es jetzt an der Zeit, die traditionellen Formate zur erweitern ud an eine Webpage zur Veröffentlichung historischer Themen zu denken.” Helge Zychlinski fasste am Ende das Ergebnis zusammen: „Mit eurer Arbeit habt ihr nicht nur einen Grundstock gelegt, sondern ein Fundament gebaut, auf dem man weiter gehen kann.” Wenn es die Lage erlaubt, ist grob angedacht, die Arbeit wieder im Rahmen eines öffentlichen Symposiums vorzustellen. Am Seminarfach beteiligte Schülerinnen und Schüler waren: Finn Brüggemann, Hendrik Gudehus, Sarah Becker, Helen Wende, Merle Dalmer, Frederik Eichstaedt, Alexander Köbrich, Karl-Louis Ritter, Janneck Beulke, Tarek Meyer, Fenna Rogmans, Svenja Mahler, Henry de Groot, Frederic Bünger, Niklas Haaker und Tom Pvel.

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