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Eltern der Förderschule sind in großer Sorge um ihre Kinder

Die Elternvertreterinnen Anja Hemme und Karin Edlich präsentierten ein Plakat, das zeigt, wie stark sich Legasthenie auswirken kann (v.l.). Foto: G. Vrobel
Die Elternvertreterinnen Anja Hemme und Karin Edlich präsentierten ein Plakat, das zeigt, wie stark sich Legasthenie auswirken kann (v.l.). Foto: G. Vrobel

Wedemark (jo). Erneut hatten die Elternvertreter der Berthold-Otto-Förderschule in Mellendorf  Vertreter der Politik eingeladen, um ihnen ihre Sorgen zum Thema Inklusion näher zu bringen. Erst  vor drei Wochen war Landtagsabgeordnete Editha Lorberg (CDU) vor Ort, jetzt besuchten Lars Wegener (Geschäftsführer der SPD Landtagsfraktion), Marco Brunotte (SPD) und der kommunalpolitische Sprecher von Bündnis 90/Die Grünen, Belit Onay, die Schule. Und noch einmal trugen die Elternvertreter Anja Hemme, Karin Edlich und Anja Nusspicker eindringlich vor, dass sie sehr wohl die Inklusion von Kindern mit Beeinträchtigungen und Behinderungen in den Regelschulalltag befürworten: „Grundsätzlich ist das eine gute Sache, aber solch ein Vorhaben kann nicht innerhalb von ein, zwei Jahren umgesetzt werden. Dafür fehlen nicht zuletzt die Lehrer“, sagte Elternvertreterin Karin Edlich. Sie machte anhand ihres persönlichen Beispiels deutlich, dass ihr Sohn nach einer Schul-Odyssee zur Förderschule Lernen in Mellendorf gekommen ist: „Er geht jetzt endlich wieder aufrecht und wird hier nach seinem Bedarf gefördert“. Sie erklärte im Namen der Eltern, dass diese das Gefühl hätten, die Politiker würden die Besonderheiten einer Förderschule Lernen unterschätzen. Und sie listete auf, welche Aktivitäten schon unternommen wurden, um dies zu ändern. Von einer Demonstration für den Erhalt der Förderschulen Lernen, Schreiben an das Kultusministerium, in denen die Besonderheiten der Förderung für Kinder mit Lernproblemen aufgelistet wurden, bis hin zu Petitionen reichte die Palette der Einwände gegen das neue Schulgesetz, dass im August in Niedersachsen verabschiedet werden soll. Im Dezember 2014 übergab eine Eltern-Schüler-Delegation eine Liste mit Bedenken an Bürgermeister Helge Zychlinski, eine Reaktion darauf stehe bis heute noch aus. Mit der Einladung an die verantwortlichen Politiker direkt in die Schule starten die Elternvertreter nun einen weiteren Versuch, die Schulform Förderschule Lernen auch in Zukunft zu erhalten. Gelungen ist dies den Vertretern der Förderschulen Sprache bereits, sie werden auch nach Verabschiedung des neuen Schulgesetztes Bestand haben. Auch die Elternsprecherinnen Anja Hemme und Anja Nusspicker scheuten sich nicht, ihre ganz persönlichen Erfahrungen und Probleme zu formulieren: „Mein Sohn ist durch eine stark ausgeprägte Legasthenie beeinträchtigt und benötigt eine besondere Förderung. Die bekommt er hier 30 Stunden in der Woche. Wird er in eine Regelschule inkludiert, dann muss er mit drei Wochenstunden auskommen“, stellte Anja Hemme klar. Und auch Anja Nusspicker sieht für ihre Tochter einen erhöhten Förderbedarf: „Mein Kind wurde in der Schule agressiv, hat nicht mehr gelacht und war nicht mehr fröhlich. Das hat sich geändert, seit sie die Förderschule besucht“. Karin Edlich wies noch einmal auf das freie Wahlrecht der Schulform der Eltern für ihre Kinder hin: „Unsere Kinder am Gymnasium oder der Realschule anzumelden, ist gar kein Problem. Wenn wir uns für Förderschule entscheiden, weil es für unsere Kinder die beste Schulform ist, geht das nach der Änderung des Schulgesetzes nicht mehr.“ Anja Hemme formulierte die besondere Problematik mit einem Bild: „Sie als Politiker setzen unsere Kinder in einen Zug, der noch gar nicht fährt. Es wird immer Kinder mit einem hohen Förderbedarf geben, die es auch im Rahmen ­einer Inklusion nicht schaffen werden, in einer Regelschule zu bestehen“. Die Vertreter der Politik zeigten sich am Ende ihres Besuches in der Förderschule betroffen und ver­sprachen, dass sie die Informationen mit in ihre Fraktionen nehmen würden. Nach den Osterferien seien sie zu einem erneuten Treffen bereit. Die Eltern der Berthold-Otto-Schule planen derweil ihre nächste Aktion: Am 13. April werden sie eine neue Petition mit über 200 Unterschriften für den Erhalt der Schule an die Landtagsabgeordnete Editha Lorberg übergeben.

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