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Ein ganzes Jahrhundert Lebensgeschichte

Elze (jo). Emma Bulitz hat an diesem Tag den Ehrenplatz an der großen Festagstafel. Um sie herum versammeln sich die Familie und Freunde – und auch der stellvertretende Regionspräsident Michael Dette, Bürgermeister Helge Zychlinski und Ortsbürgermeister Jürgen Benk sind gekommen, um die Jubilarin zu feiern. Und deren Lebensgeschichte reicht über ein ganze Jahrhundert. Am 7. Dezember 1918 wurde sie „irgendwo in der Walachei von Weißrussland“ geboren, erzählte ihre Tochter Berutha: „unsere Großeltern wurden im 1. Weltkrieg nach Russland verschleppt und nach dem Krieg wurden sie von dort wieder vertrieben. Auf dem Weg wieder nach Hause Richtung Cyców in Ostpreußen, wurde meine Mutter geboren“. Hier wuchs Emma Bulitz auf und lernte dort auch ihren späteren Mann Julius kennen, die Kinder Dieter, Berutha und Karl Heinz komplettierten die kleine Familie. Als der Vater in den Krieg ziehen musste, war es Emma Bulitz, die allein für die Familie sorgen musste. Als Schneiderin schaffte sie es, das notwendige Geld dafür zu verdienen. 1944 schließlich musste sie mit ihren Kindern fliehen, im Treck erreichten sie nach entbehrlicher Zeit die Stadt Wieskau ganz in der Nähe von Halle. „Wir hatten es dort auf einem Hof sehr gut“, erinnt sich die Tochter noch sehr genau: „Wir haben nie zu spüren bekommen, dass wir Flüchtlinge waren. Die Bauern waren eher sowas wie Großeltern für uns Kinder“. Als nach dem Ende des Krieges auch der Vater wieder zurückkam, fand der gelernte Schmied und Schlosser im Ruhrgebiet Arbeit und holte seine Familie in den Westen. Schließlich zogen Emma und Julius Bulitz vor 45 Jahren in die Nähe ihrer Tochter, die inzwischen verheiratet war und in Mellendorf ihren Lebensmittelpunkt hatte: „Für unsere Mutter ist die Wedemark längst Heimat geworden“, erzählte sie. Bis vor zwei Jahren hat Emma Bulitz noch eigenständig in ihrer Wohnung gelebt, seit 2016 lebt sie bei ihrem Sohn Karl Heinz und Schwiegertochter Renate in Elze. Dort bekommt sie immer wieder Besuch von ihren Kindern, ihren sechs Enkelkindern und ihren drei Urenkeln. Die waren natürlich auch alle zum Ehrentag ihrer Mutter, Großmutter und Urgroßmutter zum Gratulieren gekommen.

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