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Der Sonderband lässt Geschichte lebendig werden

Wedemark (jo). Ein weiterer wichtiger Schritt zur Aufarbeitung der jüngeren Geschichte der Gemeinde Wedemark ist vollzogen: Am vergangenen Mittwoch wurde das jüngste Werk der „Erinnerungskultur” vorgestellt. Und dieser Sonderband des Autoren-Trios Otto Hemme, Heinrich Frank und Max Steinborn macht seinem Namen alle Ehre: Besondere Dokumente, besondere Geschichten und besondere Bilder sind hier in einer Form dokumentiert, die ihresgleichen suchen dürfte. Daten und Fakten aus der Zeit des Nationalsozialismus von der ersten Zeit der Entstehung bis zum Ende des Krieges sind hier mit ganz persönlichen Erfahrungen, Erinnerungen und Erlebnissen ergänzt. „Ein riesiges Plus dieser einmaligen Dokumentation ist, dass sich alle Autoren an den vorhandenen Quellen orientiert haben. Entstanden ist dabei ein Buch, das nicht typisch für eine Dorfchronik ist”, sagte Martin Stöber vom Niedersächsischen Institut für Historische Regionalforschung, der die Entstehung des Werks als Lektor begleitet hat. Hinter dem Buchdeckel des Sonderbandes mit dem Titel „Leben in einem deutschen Dorf von 1930 – 1950” verbergen sich Kapitel der Geschichte des Dorfes Elze, aus dem es einen riesigen Schatz an Originaldokumenten aus dem Familienbesitz von Otto Hemme gibt. Sein Großvater Wilhelm Sprengel war Bürgermeister von Elze und hat dementsprechend viele Urkunden, Anschreiben und Dokumente aufgehoben: „Ich habe diese ganzen Dokumente über all’ die Jahre weiter zu Hause aufbewahrt, ohne sie wirklich zu lesen”, sagte Otto Hemme: „ich weiß, dass solche Unterlagen nach 1945 ganz oft im Ofen gelandet sind”. Gleichwohl unterstrich er, dass er auch zu entscheiden hatte, ob er sie der Öffentlichkeit zugänglich macht, denn schließlich seien deren Inhalte auch ein Stück seiner eigenen Familiengeschichte. Bürgermeister Helge Zychlinski bezeichnete das Buch als tiefgehendes Werk über den Nationalsozialismus in dem Wedemärker Dorf Elze: „Elze steht dafür beispielhaft. Und meines Wissens gibt es keine vergleichbare Dokumentation”, sagte er. „Die Autoren können stolz auf das sein, was sie hier zusammen getragen haben. Wir haben mit dem Buch einen weiteren wichtigen Baustein für unser Projekt der Erinnerungskultur in den Händen”. Und damit die Erinnerung wach gehalten wird, sollen die weiterführenden Schulen der Wedemark Klassensätze für den Unterricht zur Verfügung gestellt bekommen. „Wer sich mit dem Buchinhalt befasst, wird kaum noch behaupten können, das haben wir alles nicht gewusst”, sagte Zychlinski. Dass die gesamte Dokumentation und nun auch der dazugehörige Sonderband bereits deutlich Wirkung über die Grenzen der Gemeinde Wedemark gezeigt hat, wusste Dr. Franz Rainer Enste als Koordinator zu berichten: „Die Geschichte des Nationalsozialismus ist hier von ganz unten gezeigt. Mit diesem Buch ist der Durchbruch geschafft, dass sich auch die Wissenschaft mit der Wedemark beschäftigt. Das zeigt vor allem auch die mich sehr erfreuende Tatsache, dass sich künftig eine Seminarreihe an der Universität in Hannover mit der Thematik befassen wird,” Aufmerksam verfolgte eine Schülergruppe die Vorstellung des Buches, denn erneut wird sich ein Leistungskurs des Gymnasiums Mellendorf in die Aufarbeitung der jüngeren Geschichte einbringen. Unter Leitung von Lehrerin Katja Böhm-Hauptmeier werden die Schülerinnen und Schüler sich mit der Integration von Flüchtlingen nach dem Krieg beschäftigen. Schwerpunkt wird dabei das Aufeinandertreffen der zugewanderten Katholiken auf das protestatisch geprägte hannoversche Umland und die Wedemark sein. Die Ergebnisse werden beim nächsten Symposium am 28. Januar öffentlich vorgestellt. Der Sonderband „Leben in einem deutschen Dorf von 1930 – 1950” (278 Seiten) ist ab sofort in den Buchhandlungen der Wedemark zum Preis von 24,95 Euro erhältlich. Aufgelegt wurden von der Gemeinde Wedemark zunächst 300 Exemplare.

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