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Der Ruf nach einfacher Vergabe von Impfterminen für Senioren wird lauter

Wedemark / Region (jo). „Es ist ein Unding, dass die nicht in Alten- und Pflegeeinrichtungen wohnenden Älteren aus der höchsten Risikogruppe der Corona-Gefährdung darauf angewiesen sind, sich selbst um einen Impftermin zu kümmern“, bemängelt Jürgen Schart, der in Neustadt wohnende Kreisvorsitzende der Senioren-Union der CDU Hannover-Land. Diesem schließt sich die Senioren-Union Wedemark voll und ganz an. Aktuelle Beispiele zeigten, dass eine solche angeblich einfache Terminvereinbarung für die über 80- und 90-Jährigen, die nun geimpft werden können, praktisch unmöglich ist. Über die zentrale Hotline 116117 bleibe man in Warteschleifen oder es werde auf online-Möglichkeiten im Internet oder mit einer App verwiesen. Dies scheitere nur zu oft, weil die technischen Voraussetzungen bei den Hochbetagten nur ausnahmsweise oder gar nicht vorhanden sind. „Wir sind heute in den Verwaltungen in der Lage, auf Knopfdruck Gebührenbescheide oder Zählerablesungen zu versenden. Da muss es doch möglich sein, bestimmte Altersgruppen der Bevölkerung schriftlich, zielgerichtet und zeitnah mit Informationen zu Impfterminen zu versorgen“, fordert Schart. „Alles andere kommt einer Bankrotterklärung moderner Bürgernähe und Datenverwaltung gleich“, lautet die Kritik aus dem Kreis der CDU-Senioren. Ausreden, es gebe zu wenig Impfstoff, lässt er nicht gelten. „Wenn weder telefonisch noch online eine Terminvereinbarung klappt, dann liegt es nicht am fehlenden Impfstoff, dann liegt der Fehler im System“. Im Übrigen sei es für viele der Senioren, zum Teil von Angehörigen zu Hause gepflegt, unzumutbar, die großen Distanzen zum Impfzentrum auf dem Messegelände in Hannover zu bewältigen. Auch ein Transport zum Impfzentrum Hannover mit Hilfe des DRK, der Johanniter, der Malteser oder anderer geeigneter Dienste ist zwar vorstellbar, aber nicht so optimal, wie eine wohnortnahe Impfung. Mit neuen und bei geringeren Temperaturen lagerfähigen Impfstoffen (Moderna, Astrazeneca) ist eine dezentrale Impfung vor Ort (zum Beispiel über Hausärzte oder über mobile Impfgruppen an geeigneten Orten in der Kernstadt oder aber auch auf den Dörfern) organisierbar. Die Durchimpfung der Bevölkerung über große, zentrale und räumlich entfernt liegende Impfzentren war und ist nur aus Sicherungsüberlegungen und impfstoffbedingter Anforderungen an Logistik, kältebedingter Aufbewahrung (-70 Grad für den Pfizer/BioNtech–Impfstoff) und für hinreichend mobile und mit moderner Kommunikation vertrauter Personen vertretbar. Rückenwind bekommen die Senioren auch von Nicole Bracht-Bendt, die Landesvorsitzende der Liberalen Senioren Niedersachsen: „Die hoch gefährdete Gruppe der älteren Senioren, die noch in den eigenen vier Wänden lebt, wird zum weit überwiegenden Teil große Probleme damit bekommen, Impf-Termine zu vereinbaren oder zentralisierte Impfzentren zu erreichen. Die Betagten werden schlichtweg überfordert und allein gelassen. Im Ergebnis werden sie notgedrungen auf die Impfung verzichten, was sowohl für die Betroffenen selbst als auch für unser Gesundheitssystem von Nachteil ist. Gerade im ländlichen Raum sind vielerorts größere Entfernungen zu einem Impfzentrum zu bewältigen. Hilfreich wäre ein Schritt in Richtung Dezentralisierung, in dem zum Beispiel wohnortnahe Kliniken oder große Arztpraxen als impfende Anlaufstellen mit einbezogen werden. Darüber hinaus bedarf es eines altengerechten Transportangebots. Pflegebedürftige Senioren, die zuhause betreut werden und nicht mehr mobil sind, sollten durch mobile Impfteams besucht werden.” Rüiger Kauroff, Lanndtagsabgeordneter der SPD und auch zuständig für den Bereich der Gemeinde Wedemark, teilte mit: „In Niedersachsen werden am 1. Februar die Impfungen von Menschen beginnen können, die älter als 80 Jahre sind und nicht in Pflegeheimen wohnen. Niedersächsinnen und Niedersachsen, die älter sind als 80 Jahre, erhalten in der nächsten Woche einen Brief des Sozialministeriums. Darin werden sie schriftlich informiert, wie sie einen Impftermin vereinbaren können (telefonisch unter der Nummer 0800 – 9 98 86 65 oder online), wie der Impfvorgang ablaufen wird und dass unbedingt eine zweite Impfung notwendig ist. Aufgrund rechtlicher Hürden kann das Land die Adressen der Impfberechtigten aus dem amtlichen Melderegister für dieses Anschreiben leider nicht verwenden. Aus diesem Grund greift Niedersachsen auf die Vermietdatenbank der Deutschen Post Direkt GmbH zurück, die die hohen Ansprüche an den Datenschutz erfüllt, aber nicht vollständig ist. Es werden deshalb nicht alle Niedersächsinnen und Niedersachsen, die älter sind als 80 Jahre, einen Brief erhalten. Ganz wichtig ist, dass alle Personen ab einem Alter von 80 Jahren auch dann impfberechtigt sind, wenn sie kein solches Schreiben erhalten haben!” Und er ergänzte: „Wenn Sie gesundheitsbedingt auf einen Einzeltransport ins Impfzentrum angewiesen sind, sprechen Sie bitte mit Ihrem Hausarzt und lassen Sie sich eine Transportbescheinigung geben, rufen Sie Ihre Krankenkasse an, um zu klären ob die Kosten von Ihrer Krankenkasse übernommen werden.” Das Land stehe dazu in Gesprächen mit der Bundesregierung und den Krankenkassen. Einige große Kassen haben bereits ihre Bereitschaft signalisiert. „Wenn das nicht der Fall ist, reichen Sie Ihre Transportbescheinigung mit Ihrer Transportrechnung bitte beim Impfzentrum mit der Angabe Ihrer Kontonummer ein. Die Kosten werden Ihnen erstattet.”

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