Thema der Woche

Ameisen – die heimlichen Herrscher der Erde

Resse (r/j). Es gibt sie seit etwa 90 Millionen Jahren auf der Erde. Weltweit gibt es 12.000 Arten, davon etwa 114 Arten in Deutschland. Dreizehn der deutschen Ameisenarten stehen auf der roten Liste bedrohter Tierarten. Und das sind nicht irgendwelche Ameisen. Bei den vom Aussterben bedrohten Ameisen handelt es sich um die hügelbauenden Waldameisen. Und ausgerechnet diese leisten einen großen Beitrag zur Gesunderhaltung unserer Wälder, indem sie 154 Pflanzenarten bei der Fortpflanzung behilflich sind, in einer Saison pro Ameisenvolk bis zu 10 Millionen Schadinsekten vertilgen, vielen Vögeln und Kleintieren als Nahrungsgrundlage dienen und die Bodenqualität im Nestbereich verbessern. Und das ist noch längst nicht alles, was die staatenbildenden Krabbler drauf haben. Forscher konnten Vögel beobachten, die sich auf Ameisennester setzten und ihr Gefieder mit Ameisensäure bespritzen ließen. Sie fanden heraus, dass die Vögel mit der Säure ihre Milben bekämpfen. Nun wird Ameisensäure bei der Bekämpfung der Varoer Milbe eingesetzt, die zu einem Teil für das Bienensterben verantwortlich gemacht wird. Ameisen gehen auch sehr pfleglich mit den von ihnen gehüteten Blattläusen um. Sie tragen sie an bessere Futterplätze oder bringen sie vor Regenschauern in Sicherheit. Dieses Vorgehen wiederrum verbessert den Ertrag an Waldhonig. Die Liste der wundersamen Fähigkeiten der Waldameisen, die Wolfgang Leibner bei seinem unterhaltsamen Vortrag im MoorIZ vor einem kleinen, aber sehr interessierten Publikum zum Besten gab, kann noch lange fortgesetzt werden. Dr. Wolfgang Leibner setzt sich als Ameisenheger bei der deutschen Ameisenwarte für diese Tiere ein, ist aber darüber hinaus auch als Imker, Hornissenberater und Bienensachverständiger für die Belange des Naturschutzes tätig. Dass die bereits seit 200 Jahren unter Naturschutz stehenden Ameisenarten trotz ihrer Fähigkeiten inzwischen akut bedroht sind, liegt in erster Linie an den massiven Eingriffen der Menschen in ihren Lebensbereich, zum Beispiel durch Bautätigkeiten unter Missachtung der gültigen Naturschutzgesetze. Wenn Ameisenvölker bei Straßen- oder Siedlungsbaumaßnahmen in die Quere geraten, dann passiert es schnell, dass der Baggerfahrer nach dem Wenden fragt: „War da etwa ein Ameisennest?“ Damit wurde dann ein komplexer Sozialstaat vernichtet, dessen Arbeiterinnen bis zu sechs Jahre und dessen Königin bis zu 20 Jahre alt werden können. Solch ein Staat könnte aber umgesiedelt und gerettet werden, wenn man ihn nur rechtzeitig meldet. Dafür muss die Sensibilität bei Architekten, Bau- und Forstarbeitern, ja eigentlich in der Gesamtbevölkerung erhöht werden, so Leibner. Eine weitere Gefährdung der Ameisen geht einher mit dem aktuell diskutierten Insektensterben und besteht in der ständigen Einbringung von Giften in die Umwelt. So folgte im Anschluss an den Vortrag auch noch eine Diskussion zwischen dem Publikum und Leibner über die Auswirkungen von Umweltgiften wie Glyphosat. Wer sich näher mit den Ameisen und den Möglichkeiten für ihren Schutz beschäftigen möchte, findet Informationen im Internet auf www.ameisenschutzwarte.de oder fährt mal in das Ameisen-Erlebniszentrum in der Lüneburger Heide www.ameisenzentrum.de

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