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Agraministerin setzt sich für mehr Tierschutz ein

Region (r/j). Niedersachsens Agrarministerin Barbara Otte-Kinast hat sich am vergangenen Mittwoch mit Landvolk und Schweinehaltern zu einem ersten Dialog getroffen. Ein zentrales Thema war eine aktuelle Studie der Tierärztlichen Hochschule Hannover. Unter Federführung von Professorin Elisabeth große Beilage sind von Januar bis April 2016 in vier Verarbeitungsbetrieben für tierische Nebenprodukte (VTN, vormals: Tierkörperbeseitigungsanlagen) in verschiedenen Regionen Deutschlands die dort angelieferten Schweine untersucht worden. Ein wesentliches Ergebnis: Die bei mehr als zehn Prozent der angelieferten Tierkörper festgestellten Veränderungen deuten darauf hin, dass die betroffenen Tiere vor ihrem Tod länger anhaltenden Schmerzen und Leiden ausgesetzt waren. Otte-Kinast: „Es ist davon auszugehen, dass teils erheblich gegen das Tierschutzgesetz verstoßen worden ist.“ Überdies kam die Studie zum Schluss, dass die Betäubung und Tötung der Tiere teilweise mangelhaft war. Die Landwirtschaftsministerin hat wegen der aktuellen Untersuchung den niedersächsischen Bauernverband (das Landvolk) sowie Vertreter der Schweinehalter (ISN) zu einem Gespräch eingeladen. Otte-Kinast: „Wir sind uns vollkommen einig darin, dass die in der Studie festgestellten Verstöße nicht hinzunehmen sind.“ Erste Maßnahmen seien bereits eingeleitet worden und die Gremien des Tierschutzplans Niedersachsen mit dem Thema befasst. „Wir werden die Fragen nun mit allen zuständigen Akteuren eingehend erörtern“, so Otte-Kinast. Der neu gewählte Landvolk-Präsident Albert Schulte to Brinke machte klar: „Solche Bilder sind verstörend und nicht tolerierbar.“ Das Landvolk Niedersachsen verurteile „jegliche Unterlassung der Sorgfaltspflicht durch den Tierhalter“. Schulte to Brinke: „Ich weise ausdrücklich noch einmal auf unsere Landvolk-Handlungsempfehlungen zum tierschutzgerechten Umgang mit kranken und verletzten Tieren hin.“ Unterstützung erhielt die Ministerin auch von der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN). Deren Geschäftsführer Dr. Torsten Staack betonte, mit kranken und verletzten Einzeltieren im Bestand müsse „angemessen“ umgegangen werden. „Dazu gehören die unverzügliche Behandlung und notfalls auch die separate Unterbringung“, so Staack. Wenn eine Therapie nicht mehr möglich sei, „muss schnellstmöglich die tierschutzgerechte Tötung des Tieres veranlasst werden“. Agrarministerin Otte-Kinast betonte, um mehr Tierschutz in Schweinehaltungen zu erreichen, sei es „wichtig, nicht nur die Tierhalter, sondern auch die den Bestand betreuenden Tierärzte mit ins Boot zu holen“. Sie werde sich dafür einsetzen, durch zusätzliche Aus- und Fortbildungsmaßnahmen Tierhalter für einen angemessenen und rechtskonformen Umgang mit kranken und verletzten Tieren zu sensibilisieren. Das Angebot richte sich an Tierhalter und Tierärzte gleichermaßen. Otte-Kinast: „Deshalb werden wir den Dialog mit den entsprechenden Tierärzteorganisationen noch verstärken.“ Ergänzend schlägt Otte-Kinast gemeinsam mit Landvolk und Landwirten vor, dass Tierhalter und Tierärzte bei Nottötungen von Tieren „durch wissenschaftlich abgesicherte und umsetzbare Handlungsempfehlungen unterstützt werden“. Otte-Kinast: „Entscheidend wird sein, neue und bestehende Verfahren zur Nottötung durch Untersuchungen weiter zu entwickeln und auch praktikabler zu gestalten.“ Denkbar sei, „dass Wissenschaft, Tierhalter, Tierärzte, Überwachungsbehörden sowie die Politik zusammen einen Katalog mit krankheitsspezifischen Kriterien für derartige Nottötungen erarbeiten“.

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