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Wedemark braucht mehr Wohnungen ohne Stufen

Engagieren sich für barrierefreie, kleine und bezahlbare Wohnungen: Erika Ebeling (links), Sprecherin des Seniorenbeirats, und Renate Löhr, Vorsitzende des Behindertenbeirats der Wedemark. Foto: J. Barmwoldt
Engagieren sich für barrierefreie, kleine und bezahlbare Wohnungen: Erika Ebeling (links), Sprecherin des Seniorenbeirats, und Renate Löhr, Vorsitzende des Behindertenbeirats der Wedemark. Foto: J. Barmwoldt

Bissendorf (job). Zwei Beiräte, eine Meinung: Der Behinderten- und der Seniorenbeirat der Gemeinde Wedemark haben am Donnerstagabend im Bürgerhaus Bissendorf einmütig zwei Beschlüsse zum „inklusiven Wohnen“ gefasst. Die Kernaussage der beiden Beschlüsse lautet: „Die Gemeinde Wedemark ermöglicht für alle Flächen, die in Zukunft für Wohnbebauungen ausgewiesen werden, die Umsetzung eines Konzeptes ‚inklusives Wohnen’. Dies gilt besonders für die in Zukunft zu erstellenden Bebauungspläne.“ Inklusion bedeutet: Körperlich oder geistig behinderte Menschen können mühelos am Gemeinschaftsleben teilnehmen. Der Bedarf an barrierefreien, also rollstuhlgerechten Miet- und Eigentumswohnungen sei zu würdigen. In der Wedemark fehlten vor allem kleinere Wohnungen mit Grundflächen von 50 bis 80 Quadratmeter. Auch dürften die Wohnungen nicht zu teuer werden, damit die Sozialverträglichkeit gewährleistet sei. In beiden Beschlüssen steht außerdem: „Der Behindertenbeirat und der Seniorenbeirat sind zeitnah an den Beratungen zu beteiligen, wenn die Beschlussgremien der Gemeinde Wedemark damit befasst werden.“ Beide Beschlüsse seien inzwischen Bürgermeister Helge Zychlinski (SPD) übermittelt worden, betonten Renate Löhr, Vorsitzende des Behindertenbeirats, und Erika Ebeling, Sprecherin des Seniorenbeirats der Gemeinde Wedemark. Warum haben die beiden Beiräte diese Beschlüsse gerade jetzt gefasst? Weil die vorgesehene Wohnbebauung auf dem früheren Bauhofgelände an der Stargarder Straße in Mellendorf nicht zustande kommt. Der Bebauungsplan (11/44 – 1. Änderung) sah dort auch „Wohnraum für unterschiedliche Bevölkerungsgruppen“ sowie „für mobilitätseingeschränkte Personen“ vor. Doch die Planung mit der als Wohnungsbaugesellschaft interessierten KSG (frühere Kreissiedlungsgesellschaft) ist geplatzt, denn die KSG und die Gemeinde Wedemark konnten sich nicht auf die Grundbedingungen des Verkaufs einigen. Nun sucht die Gemeinde für das frühere Bauhofgelände einen neuen Käufer und Investor. Das hat Renate Löhr vom Behindertenbeirat zum Anlass genommen, um für ihre Vision für ein „inklusives Wohnen in der Wedemark“ zu werben. In ihrem Modell eines „inklusiven Wohnquartiers“ gruppieren sich freistehende Einfamilienhäuser, Doppelhäuser und Mehrfamilienhäuser mit unterschiedlich großen Wohnungen um eine Mitte. Das könne ein Brunnen, ein Dorfteich oder ein alter Baum sein, sagt Renate Löhr. Die Gebäude sollten ein Mindestmaß an Barrierefreiheit nach DIN 18040 erfüllen. Vorhandene Gebäude im Stil der Wedemark – Fachwerk – müssten einbezogen werden, um die historische Zugehörigkeit zum Ort zu unterstützen. Einziehen sollten Menschen mit und ohne Handicap, ältere und jüngere, Berufstätige und Rentner, Familien, Paare und Singles – das ganze Spektrum menschlichen Lebens und Zusammenlebens. Einzelne Häuser oder Wohnungen sollten für Menschen mit Schwerbehinderungen ausgestattet werden, zum Beispiel mit speziellen Badezimmern. Zum „inklusiven Wohnquartier“ gehören nach Meinung von Renate Löhr auch ein Pflegestützpunkt, ein barrierefreies Café, eine ­Gemeinschaftsküche, Läden im Erdgeschoss und ein Frisörsalon. Außerdem sollten Arzt- und Physiotherapie-Praxen, Kitas, Beratungs- und Seelsorge-Stationen sowie Bushaltestellen vorhanden sein. Ideal wäre ein Bahnhof in nächster Umgebung. In der Wedemark bieten das Bissendorf, Mellendorf und Elze/Bennemühlen. „Wenn ­wenigstens ein Teil meiner Vision vom inklusiven Wohnen in der Wedemark verwirklicht wird, etwa in der Stargarder Straße, ist das auch schon etwas“, sagt Renate Löhr. In den Sommermonaten hat sie weitere Baugrundstücke und Investoren gesucht – und gefunden. Doch leider fehle das Geld. Das habe ihr auch Bürgermeister Helge Zychlinski zu verstehen gegeben. Deshalb, sagt Renate Löhr, sei es wichtig, dass der Behinderten- und der Seniorenbeirat in den Ausschüssen gehört werden. Bei den Verantwortlichen der Gemeinde Wedemark sollte endlich ein Umdenken zugunsten der Inklusion einsetzen.

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