Aktuelles

Jugendhalle wird zur Flüchtlingsunterkunft

Die Jugendhalle in ­Mellendorf sowie deren Anbau wird noch in diesem Jahr umgebaut, so dass dort 60 bis 70 Menschen aus Krisengebieten aufgenommen werden können.  Foto: G. Vrobel
Die Jugendhalle in ­Mellendorf sowie deren Anbau wird noch in diesem Jahr umgebaut, so dass dort 60 bis 70 Menschen aus Krisengebieten aufgenommen werden können.
Foto: G. Vrobel

Wedemark (jo). Zusammen mit  den Fraktionsvorsitzenden aus dem Rat der Gemeinde Wedemark, Mitarbeitern der Gemeindeverwaltung, Vertretern des Runden Tisches, der Kirchen sowie der Polizeiführung aus Mellendorf hatte am gestrigen Montagmorgen Bürgermeister Helge Zychlinski zum Pressegespräch in das Rathaus eingeladen. Und seine Mitteilung war klar und deutlich: „Wir werden es in Zukunft nicht mehr schaffen, Menschen, die bei uns Zuflucht suchen, in privatem Wohnraum unterzubringen“. Zychlinski rechnete vor: In den Jahren 2013 bis 2015 sind in der Gemeinde Wedemark 450 Flüchtlinge aufgenommen worden: „Wir erwarten bis zum Ende des Jahres noch rund 100 Menschen, die Zuflucht suchen. Auch hierfür werden wir vermutlich dank des persönlichen Einsatzes vom Leiter des Teams Soziales, Jürgen Auhagen, noch ausreichend Wohnraum haben“. Aber: Für das Jahr 2016 ist beriets eine Quote von 600 Flüchtlingen gemeldet: „Das wird für uns alle eine riesige Herausforderung werden und wir müssen in Zukunft auch größere Sammelunterkünfte in Kauf nehmen“, sagte er: „Wir wissen dass dies Probleme geben kann, aber wir stellen uns gemeinsam der Herausforderung, in deren Rahmen wir auch Hallenunterkünfte vorsehen müssen“. Von Seiten der Verwaltung habe man unterschiedliche Liegenschaften auf ihre Eignung überprüft und sei zu dem Schluss gekommen, dass dabei die Jugendhalle in Mellendorf für die Unterbringung von 60 bis 70 Menschen am schnellsten umzubauen und am sinnvollsten zu nutzen sei, „Hier werden wir noch im Dezember mit den Umbauarbeiten beginnen, es sollen Bereich in der Halle abgetrennt werden, damit ein Minimum an Privatsphäre gewährleistet wird“, erklärte Zychlinski. Er unterstrich, dass jetzt unbedingter Handlungsbedarf bestehe, um vor dem Winter eine massenhafte Obdachlosigkeit zu verhindern: „Im nächsten Schritt wird eine Belegung der Mehrzweckhalle in Betracht gezogen. Auch hier sind die baulichen Voraussetzungen im Verhältnis zu anderen Liegenschaften der Gemeinde relativ gut“, so Zychlinski. „Dort könnten bis zu 100 Flüchtlinge untergebracht werden“. Parallel werden weitere Alternativen gesucht, denn diese Maßnamen reichen nicht, um die avisierte Zahl von 600 Menschen mit Wohnraum zu versorgen: „Wir sind bereits auf der Suche nach großen Unterkunftsmöglichkeiten und in Verhandlungen mit den Eigentümern“. Für die offene Jugendarbeit, die nun in der Jugendhalle nicht mehr stattfinden kann, werden ebenfalls Alternativen gesucht: „Dass das Angebot derzeit nicht mehr in vollem Umfang zur Verfügung gestellt werden kann, ist dabei aber auch klar“, so der Bürgermeister. „Wir hoffen, den Umbau der Mehrzweckhalle noch über die Wintermonate hinauszögern zu können, die Vereine sind inzwischen informiert und wir versuchen, so weit wie möglich Ersatzzeiten in anderen Hallen zu finden. Allerdings wird auch dies nicht in vollem Umfang möglich sein“. Die Mehrzweckhalle diene darüber hinaus auch für die Grundschule in Bissendorf als Schulsporthalle: „Der Schulsport wird zum Teil in die kleinere Halle an der Schule ausweichen, der darüber hinausgehende Bedarf kann eventuell mit einem noch einzurichtenden Fahrdienst in die Sporthalle in Scherenbostel aufgefangen werden“. Zychlinski kündigte an, dass es für die betroffenen Ortsteile Mellendorf und Bissendorf Info-Veranstaltungen geben werde: „In Mellendorf voraussichtlich am 3. Dezember, Ort und genaue Zeit werden noch rechtzeitig bekannt gegeben“.  Schließlich zog Zychlinski den Schluss, dass in der Gemeinde Wedemark vieles für die Flüchtlinge über die ehrenamtlichen Helfer möglich sei und aufgefangen werde: „Wir werden innerhalb der Gemeindeverwaltung den Personalbestand aufstocken, denn weder das Team Soziales noch alle anderen beteiligten Abteilungen werden die Mehrarbeit allein leisten können. Zum 1. Dezember wird eine Sozialarbeiterin ihren Dienst antreten, wir werden für das kommende Jahr weitere Stellen mit Festanstellung ausschreiben“. Und er stellte heraus, dass die zurzeit in vielen Ortsteilen praktizierte Nachbarschaftshilfe glücklicherweise ausgesprochen groß sei und eine Leistung der Menschen von unbezahlbarem Wert. Eine neue Stabstelle in der Gemeindeverwaltung, die sich um die Koordination sämtlicher Arbeiten und Hilfsleistungen für die Flüchtlinge kümmern soll, wurde eingerichtet, sie wird in Zukunft von Eike Erdmann in enger Zusammenarbeit mit Jürgen Auhagen geführt. Wedemarks Erste Gemeinderätin, Konstanze Beckedorf: „Bisher haben wir noch keine eigenen Erfahrungen mit solchen großen Unterkünften, aber wir profitieren im Austausch mit den Erfahrungen anderer Kommunen. Und ich unterstreiche ausdrücklich, dass ehrenamtliche Organisationen wie der Interkulturelle Treff oder der Runde Tisch hier einen Einsatz zeigen, der über das normale Maß hinausgeht“. Sie listete auf, dass über diese Organisationen inzwischen in vielen Ortsteilen Deutschkurse laufen, dass Beratungen für die Flüchtlinge angeboten und auch Sachspenden zum Beispiel für die Wohnungsaustattungen gesammelt werden. Der Interkulturelle Treff, der bisher in der Jugendhalle untergebracht war, hat inzwischen im Gemeindehaus der katholischen Kirchengemeinde in Mellendorf eine neue Unterkunft gefunden, ebenso haben die evangelischen Kirchengemeinden Hilfe auch in Raumfragen angeboten. Die Ratsvertreter bescheinigten der Gemeindeverwaltung einhellig einen guten Informationsfluss und unisono waren sich die politischen Vertreter einig, dass es in der Frage der Flüchtlingsunterbringung und der schrittweisen Integration parteiübergreifende Einigkeit gebe.

mehr zeigen

dazu passende Artikel

Lesen Sie auch...

Close