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Landwirte machten sich zum Protest bereit

Landwirte aus der Wedemark beteiligten sich am bundesweiten Aktionstag gegen Schleuderpreise bei Lebensmitteln. Als sie sich am ersten Standort den Verbrauchern präsentieren wollten, wurden sie gebeten, ihren Protest an anderer Stelle fortzusetzen.  Foto: Paulik
Landwirte aus der Wedemark beteiligten sich am bundesweiten Aktionstag gegen Schleuderpreise bei Lebensmitteln. Als sie sich am ersten Standort den Verbrauchern präsentieren wollten, wurden sie gebeten, ihren Protest an anderer Stelle fortzusetzen.
Foto: Paulik

Mellendorf (pa). Zu einer gemeinsamen – jedoch nicht ganz genehmigten Protest-Aktion  – trafen sich am vergangenen Mittwoch etliche Landwirte aus der Gemeinde Wedemark vor dem famila Markt in Mellendorf. Der Aufenthalt auf diesem Gelände war allerdings recht kurz, denn laut Filialleiter muss so eine Aktion vorab genehmigt werden. Kein Grund für die Landwirte, gleich aufzugeben. Kurzerhand rollten sie ihr Banner zusammen und beschlossen spontan, die Protest-Aktion auf den Platz vor dem Aldi Markt zu verlegen. Und dort wurden sie dann zumindest für eine gewisse Zeit geduldet. An zahlreichen Orten in ganz Deutschland wurden an diesem Tag die verschiedensten Aktionen, die eingebunden in einen bundesweiten Aktionstag waren, veranstaltet. Der Deutsche Bauernverband hatte dazu aufgerufen, um die Verbraucher wach zu rütteln und zu sensibilisieren. Auch die Landwirte der Gemeinde Wedemark haben sich zum Ziel gesetzt, die Verbraucher über die immer größer werdende Diskrepanz zwischen landwirtschaftlichen Erzeugerpreisen, und dem was an der Ladentheke gezahlt wird, zu informieren. Derzeit erhalten Erzeuger etwa sechs Cent für ein Glas Milch, dreizehn Cent für ein Kilo Brot benötigtse Getreide und sechs Cent für ein durchschnittliches Ei, errechnete der Bauernverband. Pro Liter Milch bekommt der Milchbauer zurzeit 24 Cent, die Tendenz ist fallend. Um aber alle Kosten zu decken und ein wenig Geld zum eigenen Überleben übrig zu haben, benötigt er mindestens 34 Cent. Auch interessant: Etwa nur  ein Viertel des Lebensmittelpreises erreicht am Ende auch die Kasse des Landwirts. In den vergangenen beiden Jahren haben sich die landwirtschaftlichen Einkommen mehr als halbiert, so ist ein erheblicher wirtschaftlicher Druck für viele bäuerliche Familien entstanden. Immer mehr Betriebe schreiben rote Zahlen. Für ihre qualitativ hochwertigen und unter Beachtung eines hohen Standards erzeugten Produkte erhalten sie immer weniger Geld – während die Verbraucherpreise weitgehend stabil bleiben. „Zu den derzeitigen Preisen können unsere Landwirte nicht überleben“, verdeutlicht Jörg Hemme, Landwirt aus Abbensen und stellvertretender Bezirkslandwirt der Wedemark. Gerade hier in der Gemeinde gäbe  es ausschließlich Familienbetriebe, die seit vielen Generationen geführt werden: „Die immer strenger werdenden Vorschriften und Auflagen gehen manchmal zu Lasten der Tiere“, wussten die Landwirte zu berichten: „Der Verbraucher merkt das nicht, für ihn zählt oft einzig der günstige Preis“. Im Agrarland Niedersachsen sind es noch gut 40.000 bäuerliche Familienbetriebe, die auch eine Wertschöpfung in die ländlichen Regionen bringen. Vielfältige Wünsche der Verbraucher, wie Nachhaltigkeit, Tierwohl, Umwelt- und Naturschutz und auch regionale Identität werden von ihnen berücksichtigt. Ein hoher Anspruch, dem die deutlich gesunkenen Erzeugerpreise in keiner Weise gerecht werden können. Die finanzielle Situation für die Landwirte muss sich entspannen, so fordert das Landvolk ein Plus bei den anstehenden Preisverhandlungen mit dem Lebensmitteleinzelhandel. Allen Akteuren der Lebensmittelkette muss eine Perspektive und eine Weiterentwicklung ermöglicht werden. Dieser Aktionstag soll das Bewusstsein aller schärfen. Mit Flyern, Plakaten und persönlichen Gesprächen der angetroffenen Verbraucher vor den Supermärkten hoffen die Landwirte, dass diese Aktion zumindest bei einigen zum Nachdenken angeregt hat. Die Quelle eines zukünftig anderen Umgangs mit Lebensmitteln aus dem landwirtschaftlichen Bereich liegt aber nicht nur in deren Händen. Hier müssen die Preiskämpfe der Supermarktketten überdacht werden.

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